Provokativ: Eine kleine Gruppe von Mitchristen unter den Teilnehmern von 50 Institutionen waren zum Widerstand aufgerufen. Hauptreferent Wolfgang Kröber, seines Zeichens erfahrener Trainer inSachen kirchliches Fundraising, lud sie ein, Kritik an der Kirche, die sie kennen oder selbst empfinden, zugespitzt zusammenzutragen. Dem Plenum solle der Atem stocken, empfahl Kröber. Und siehe da: Die Übung gelang – und so mancher musste das erst mal auf sich wirken lassen. Gut, dass es eine Trockenübung war, um sich in der Haltung für neue Zeiten zuzurüsten. Denn das Wichtigste war nun gerade nicht, altbekannte Kritik an der Sperrigkeit der Sprache, an der Führungskultur, an der Ausgrenzung von Frauen auf den Punkt zu bringen. Sondern das Wichtigste war, genau wahrzunehmen, was das mit einem macht: Das zu hören und gleichzeitig nicht in eine Verteidigungshaltung zu gehen, sondern die dahinter liegenden Botschaften anzunehmen und Brücken zu demjenigen zu schlagen, der die Kritik äußert. Denn darin lag der eigentliche Wert der Übung – und die verdichtete Botschaft, die sich an die Menschen richtet, welche in der Kirche etwas bewegen möchten.
Die Botschaft lautet: Geht endlich in einen echten Dialog mit den Leuten – hört zu, versucht sie zu verstehen, und tut etwas mit ihnen, nicht für sie, nicht über ihre Köpfe hinweg. Die Voraussetzungen sind faktisch gut: Die Menschen wollen weiter dazugehören, sich in der großen Gemeinschaft bewegen, wenn sie sich verstanden und angenommen fühlen. Sich auf einen solchen echten Dialog einzulassen, erfordert erst einmal Mut. Denn man weiß nicht von vorneherein, was aus diesem Dialog entsteht. Was für ein Perspektivwechsel gegenüber einem Denken, das immer vom eigenen Interesse ausgeht und gewohnt ist, Dinge zu verkünden in der Erwartung, dass es akzeptiert wird, sagte Kröber. Aber es ist ein Perspektivwechsel, der neue, für alle Seiten fruchtbare Verbindungen in die Gesellschaft hinein ermöglicht, wenn er nachhaltig und ernsthaft vollzogen wird. Fundraiser, also Leute, die Unterstützung in Form von Geld, Zeit, Ideen organisieren, leben das vor, denn sie sind unmittelbar darauf angewiesen, dass sie als ehrliche Partner begriffen werden, die gemeinsame Interessen ausloten und verwirklichen. Werden die Weichen im Bistum Aachen in diese Richtung gestellt? Generalvikar Andreas Frick zitierte wie Tage zuvor Bischof Helmut Dieser den verstorbenen Aachener Oberhirten Klaus Hemmerle: „Lass mich dich lernen, dein Denken und Sprechen, dein Fragen und Dasein, damit ich daran die Botschaft neu lernen kann, die ich dir zu überliefern habe.“