Ihr Beratungsangebot für gewaltbereite und gewalttätige Männer erklärt Andrea Crombach gerne mit einem Ampelsystem: „Wenn es ihnen – also den Männern – gut geht, ist die Ampel grün und es läuft. Und sie wissen in der Regel was passiert, wenn sie bei rot über die Ampel fahren. Wenn die Ampel von grün auf gelb schaltet, weiß eigentlich jeder Autofahrer: Ich muss bremsen, damit ich eben nicht bei rot drüberfahre. Dieser gelbe Teil macht den Schwerpunkt meiner Arbeit aus.“
„Gewaltlos STARK“ ist ein Service des Sozialdienstes Katholischer Männer (SKM) in Aachen, welches sich an volljährige Männer der Städteregion Aachen richtet, die gegenüber ihrer Partnerin gewalttätig sind oder die fürchten, dass sie es werden könnten. Das Angebot besteht seit 2017 und wird von Andrea Crombach, Dipl. Sozialarbeiterin, System. Familientherapeutin (DGSF) und Fachkraft für Täterarbeit häusliche Gewalt nach BAG TäHG beim SKM verantwortet.
Frauenunterstützungseinrichtungen meldeten damals den Bedarf an, dass es ergänzend zu ihrer Arbeit ein Einzelberatungsangebot für Männer geben soll. Daraufhin wurde das Konzept in Anlehnung an den Standard der Bundesarbeitsgemeinschaft für Täterarbeit / Häusliche Gewalt entwickelt. Gewalt wird darin definiert als jede zielgerichtete Verletzung der körperlichen, psychischen oder seelischen Integrität einer anderen Person. „Unter dieser niedrigschwelligen Definition zählt bereits ein Schimpfwort als Gewalt“, erläutert Andrea Crombach. „Verbunden mit einem Bild von Partnerschaft, die auf Augenhöhe, Wertschätzung und Respekt beruht, macht das Sinn“.
Zweidrittel der Männer, die die Beratung des SKM aufsuchen, kommen freiwillig. Sie haben sich entweder selbst auf die Suche gemacht oder wurden durch Multiplikatoren darauf aufmerksam. Ein großer Kooperationspartner ist beispielsweise die Polizei, die in Aachen ein eigenes Team für Gefährderansprachen bei häuslicher Gewalt hat. Eine Besonderheit in NRW. Die Polizisten bieten Männern das Angebot „Gewaltlos STARK“ aktiv an und geben bei Einverständnis die Daten an Andrea Crombach weiter. Das Drittel, das übrig bleibt, kommt mit einer Auflage der Staatsanwaltschaft der oder Gerichts. Und eine Warteliste gibt es auch, denn die nächsten Angebote für Täter gibt es in Erkelenz oder Brühl.
Männer aus der ganzen Bandbreite der Gesellschaft und jeden Alters kommen zu Andrea Crombach in die Beratung. Der Altersdurchschnitt liegt bei Mitte 40; in der Regel sind sie berufstätig. Der Fokus der Beratung liegt darauf, mit den Männern zu schauen, wo ihre Verantwortung in Streitsituationen liegt und wie sie mit Einflüssen von außen umgehen. Die Sozialarbeiterin möchte damit erreichen, dass die Männer ein Gespür dafür bekommen, was sie fühlen, warum sie etwas aufregt, was sie eigentlich erreichen wollen und wie sie es anders machen können. Sie identifiziert in der Beratung mit den Kunden Triggerpunkte und entwickelt Strategien, um mit schwierigen Situationen besser umgehen zu können. In der Regel werden dafür zwölf Termine benötigt. Eine Besonderheit ist dabei auch, dass die Frauen kontaktiert werden, wenn beide Partner zustimmen. „Ich höre mir ihre Sicht der Dinge an und nehme diese hinein in die Beratung mit den Männern.“ erläutert die Sozialarbeiterin.
Als Frau diese Arbeit mit den Männer nzu machen ist für Andrea Crombach selten Problem. „Ich biete den Männer die weibliche Perspektive und an manchen Stellen auch ein anderes Frauenbild. Das ist für einige eine neue Erfahrung“. Die Diplomsozialarbeiterin macht ihren Job gerne. „Am Anfang meiner Tätig ist mir oft gesagt worden: Warum beraten? Wegsperren und fertig. Aber das hilft ja nicht. Darüber verändern Menschen sich ja nicht. Das ist meine Motivation über den Weg der Beratung dazu beizutragen, das es weniger Gewalt in Beziehungen gibt.“