Keine Frage, Kathrin Rudat ist mit Herzblut und voller Elan bei der Sache. Sie leitet den kleinen Treffpunkt in direkter Nachbarschaft des Friedhofs an der Roermonder Straße in Erkelenz. In heimeliger Atmosphäre lädt der „Ort der Begegnung ein“, aufzuamten, einen Gesprächspartner zu finden, einen frisch gebrühten Kaffee zu trinken, Mitspieler zu treffen, sich zu engagieren und initiativ zu werden. Der „Ort der Begegnung“ ist eine Initiative, die in der Pfarrgemeinde St. Lambertus Erkelenz entstanden ist und von der katholischen Kirche der Region Heinsberg mitgetragen und ausdrücklich unterstützt wird.
Mehrere Jahre lang engagierte sich Kathrin Rudat ehrenamtlich, gab Kommunionunterricht in der Gemeinde St. Lambertus. Dort lernte sie die Gemeindereferentin Ulla Rotkranz kennen, die sie schließlich fragte, ob sie sich vorstellen könnte, eine Einrichtung wie diese zu leiten. Kathrin Rudat zögerte nicht. „Das zu machen ist eine wunderbare Aufgabe für mich“, sagt sie und lächelt. Gemeinsam mit ihren beiden Töchtern hat sie dem kleinen Gebäude, das einst eine Bank beherbergte, neues Leben eingehaucht. Die Einrichtung ist liebevoll zusammengestellt. Viele Möbel aus dem Gebrauchtwarenkaufhaus des Vereins Amos sind hier zu finden. Bilder von Kathrin Rudats ältester Tochter schmücken die Wände.
Viele der Gäste, die den „Ort der Begegnung“ aufsuchen, kennt Kathrin Rudat mittlerweile beim Namen. Und so ist sie oft auch Ansprechpartner, wenn es um Probleme geht. Sei es der einsame Mann, der nach dem Tod seiner Frau vorbeikommt, um in Gesellschaft zu sein. Sei es die ältere Dame mit kleiner Rente, die das wöchentliche Frühstück jeden Mittwoch von 9 bis 12 Uhr besucht. In dem gemütlichen Café sind die Preise besonders niedrig. Wer mehr geben will, gibt mehr. Wer gar nichts geben kann, wird auch nicht weggeschickt, sagt Kathrin Rudat.
Sie kennt nur zu gut die Situation, weiß, was es heißt, mit wenig Geld auszukommen. Die alleinerziehende Mutter war knapp acht Jahre arbeitslosarbeitslos, bevor sie im „Ort der Begegnung“ einen neuen Wirkungskreis fand. Ihre Stelle wird finanziert im Rahmen der sogenannten Bürgerarbeit. Ihr Vertrag läuft drei Jahre, bis Ende 2014. Sie hofft, dass es danach weitergeht. „Ich habe hier Dinge über mich gelernt, die ich vorher gar nicht wusste“, sagt Kathrin Rudat. Was sie vor allen Dingen wieder gelernt hat: neues Selbstbewusstsein zu entwickeln. So will sie neben ihrer Arbeit im „Ort der Begegnung“ noch einmal die Schulbank drücken oder besser gesagt, die Uni besuchen. Kathrin Rudat plant ein Studium der Sozialpädagogik. „Diesen Ort zu leiten, das ist absolut mein Ding“, betont Kathrin Rudat. Und lädt ausdrücklich alle Menschen ein, einmal vorbeizukommen. Denn was im September 2012 ursprünglich eröffnet wurde als Treffpunkt für Menschen, die ihre Verstorbenen auf dem Friedhof besuchen, ist mittlerweile weiter gewachsen. „Hier ist ein Ort, an dem Freude und Hoffnung, Trauer und Angst geteilt werden kann“; sagt sie.