Mit diesem Brief möchte ich Ihnen für die Einrichtung der "Mobbing-Hotline NRW" danken.
Ich habe mich am 3.7.2008 zum ersten Mal telefonisch an Ihr Beratungstelefon gewendet und inzwischen mehrere Gespräche geführt, die mir gezielt geholfen haben.
Ich bin seit September 2007 beruflich in einer Mobbingsituation durch meine Vorgesetzte.
Ohne die mehreren Beratungstelefonate durch Herrn S. (Mobbing-Kontakt-Stelle im Bistum Aachen) weiß ich nicht, was ich gemacht hätte. Für mich, die ich in einem gut situierten privaten Umfeld lebe und in einem fachlich und menschlich hervorragenden beruflichen Team bei der Vewaltung NRW arbeite, war es vor dieser nunmehr 11 Monate dauernden Mobbingsituation unvorstellbar, dass ich in eine derartig verzweifelte Dauergefühlslage geraten könnte.
Mit einem oder zwei Telefonaten wäre ich daher nicht klar gekommen. Mehrere Gespräche haben nun dazu geführt, dass ich eine Lösung aus der Situation gefunden habe. Es waren einfach mehrere Schritte notwendig, um auch verfahrensrechtlich das Richtige zu tun. Die persönliche Beratung durch Herrn S. hat mir sehr geholfen.
Vielen Dank!
„Wie fühlst du dich, wenn du sagst, es ist weiß - und es ist tatsächlich weiß - aber alle anderen sagen, es ist schwarz?“
Mit dem Mobbing - das eigentlich ein Bossing war - begann ich mich komplett in Frage zu stellen. Durch die Gespräche mit den Telefonberater/innen, aber auch in persönlichen Begegnungen habe ich den „roten Faden" in meinem Leben wieder gefunden und aufgegriffen. Ohne diese Begleitung hätte ich die belastende Situation, in der ich mich monatelang befand, nicht so schnell und gründlich einschätzen können. Mir ist es gelungen meine Kraft, Selbstachtung und Würde zu bewahren, indem ich meine eigenen Werte wieder legitimiert habe. Dank der professionellen Hilfe behielt ich klaren Kopf und verhinderte meinen drohenden Zusammenbruch. Ausserdem sparte ich viel Geld, denn ich musste keinen Anwalt einschalten. Nach meiner eigenen Kündigung konnten alle Probleme mit dem Arbeitsamt geklärt werden. Der Mobbingprozess hatte auch sein Gutes. Ich erfuhr einen deutlichen Schub in meiner persönlichen Entwicklung. Heute - in meiner neuen Aufgabe - habe ich mehr „Biss". An meinem alten Arbeitsplatz hatte ich meine Managerqualitäten nicht ausleben können.
Das Mobbingtelefon ist ein wichtiger gesellschaftlicher Beitrag, auf den wir nicht mehr verzichten können.
„Das Wichtigste und einzig Notwendige in meiner Lage war jemanden zu finden, der mir zuhörte, der bereit war die Sachlage zu akzeptieren, meine Emotionen wahrzunehmen und für wahr zu halten, um so den drohenden Realitätsverlust aufzuhalten.“
Vom Mobbingtelefon hatte ich nichts gewusst, bevor ich mich an die Betriebsseelsorge des Bistums Aachen wandte. In der ersten Kontaktaufnahme mit den Beratern fand ich jenen dünnen Strohhalm, nach dem ich lange gesucht hatte. Zum ersten Mal seit Beginn des Mobbings wurden mir Ruhe und ausgiebig Zeit geschenkt.
Mein Mobbingprozess läuft seit etwa vier Jahren. Heute animiere ich Betroffene sich ohne Vorbehalte an die Hotline zu wenden, auch wenn vielleicht kein Mobbing im eigentlichen Sinn vorliegt. Das kann im Gespräch geklärt werden, so lange es noch früh genug ist. Für mich waren die anonymen Telefonate nur ein erster Schritt. Wesentlich intensiver entwickelten sich dagegen die persönlichen Kontakte, die bis hin zur Begleitung zum Arbeitsort führten. Daher plädiere ich dafür, das Hilfenetzwerk „hinter" dem Mobbingtelefon auszubauen. Medienauftritte könnten dafür sorgen, dass die Hotline bekannter wird.
Warum ich so lange gemobbt wurde?
Ich bin überzeugt davon morbide Strukturen im Betrieb aufgedeckt zu haben. Wenn ich mich selbst charakterisiere, so bezeichne ich mich als hilfs- und arbeitsbereit, engagiert, kritisch und anspruchsvoll, ausgestattet mit einem hohen Bewusstsein für Ethik und Gerechtigkeit. Hinzu kam ein Helfersyndrom, das ich inzwischen ein wenig abgebaut habe. Diese Bedingungen machten wohl die kritische Mischung aus, die immer wieder zu Konflikten führte. Das Mobbing verursachte tiefgehende Selbstzweifel und schmerzvolles Leid. Der Verlust des Realitätsbezuges war häufig so vehement, dass er einem Sturz ins Bodenlose glich. Im Rückblick stelle ich fest, dass ich an diesem Prozess, der bis heute andauert, gewachsen bin. Möglicherweise entwickeln sich sogar neue berufliche Perspektiven.