Die Integrität und Sicherheit unserer persönlichen, betrieblichen und staatlichen Daten unterliegt vielfältigen Gefahren. Internetkonzerne horten Informationen, Geheimdienste zapfen das Netz an, Hacker manipulieren Datenströme und Meinungsäußerungen, Staaten und Kriminelle haben Zugriff auf kritische Infrastrukturen. Das Szenario ist allumfassend und bedrohlich. Was tun?
Der 5. Unternehmerdialog von Bistum Aachen und Domkapitel Aachen näherte sich dem Thema vielschichtig. Schließlich gelte es in diesem Austausch von Kirche, Wirtschaft und Wissenschaft, Chancen und Risiken der Digitalisierung gleichermaßen in den Fokus zu rücken, sagte Generalvikar Dr. Andreas Frick einleitend. Er warb dafür, die Schwächeren nicht aus dem Blick zu verlieren.
So unterschiedlich die Zugänge zum Thema im Anschluss auch ausfielen, eines zeigte sich durchgängig an diesem Abend: Schwach sind im Feld der Digitalisierung wirklich viele, denn wir sind in Deutschland nicht gut vorbereitet. Daher ist ganz dringend eine Bildungsoffensive gefordert, die Jung und Alt für den richtigen Umgang mit digitalen Medien und Technologien zurüstet.
In ihrer Keynote skizzierte Pamela Krosta-Hartl vom Würselener Netzwerkinfrastrukturhersteller LANCOM Systems das Bedrohungsszenario, dem Europa durch die erdrückende Dominanz der Technologieriesen aus den USA und China ausgesetzt sei. Sie warb um Investitionen in Forschung, Entwicklung und Einsatz europäischer Technologien, um unabhängig und sicher zu werden.
Klaus Motoki Tonn von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover lenkte die Aufmerksamkeit auf die ethischen Fragestellungen, die sich mit dem digitalen Wandel verbinden. Digital souverän zu werden, setze schon beim Individuum an. Innovative Kraft sieht er in den nachwachsenden Generationen. Von ihren Ideen und Werten könnten alle Akteure lernen.
Die von ihm diagnostizierte Sperrigkeit von Institutionen wie Kirche und Politik beschäftigte auch anschließende Gesprächsrunden, im Podium wie an Round Tables. Wie wird man sprachfähig, um den universellen und christlichen Werten in der Digitalisierung Gehör und Geltung zu verschaffen? Wie löst man sich aus selbstreferenziellen Diskursen, die vom Gesamtgeschehen entkoppelt sind?
Viele Ansätze kamen auf den Tisch. Eines machte dabei die versammelte Expertise deutlich: Ohne Investitionen wird es nicht gehen, wird Europa abgehängt, wächst die Abhängigkeit. Zersplitterte Zuständigkeiten und isolierte Diskurse sind dabei das eine, eine mut- und kraftlose Industriepolitik das andere. USA und China machen es vor, wie der Einsatz von Geld Schlüsseltechnologien fördert.
Bei all dem geht es nicht nur um ökonomische und technologische Fragen, sondern um die Werte und Regeln, die unsere Gesellschaft prägen. Ist die Menschenwürde gesichert, bleibt die Demokratie stark? Die Kirchen können sich mit ihrem Fundus an Wertvorstellungen aktiv, produktiv und vernetzt in den gesellschaftlichen Diskurs einbringen. Der 5. Unternehmerdialog war ein Baustein dafür.
Thomas Hohenschue