Das Interesse an der kommenden Bundestagswahl ist groß. Diesen Eindruck konnten zumindest all jene gewinnen, die am 6. Februar in der Aachener Genezareth-Kirche noch einen Sitzplatz für die gemeinsam organisierte Podiumsdiskussion der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Aachen (ACK), der Bischöflichen Akademie des Bistums Aachen und des Evangelischen Erwachsenenbildungswerk im Kirchenkreis Aachen ergattern wollten. Am Ende waren mehr als 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gekommen, um den Ausführungen der Aachener Bundestagskandidatinnen und -kandidaten zu folgen.
Neben Armin Laschet (CDU) waren dies: Ye-One Rhie (SPD), Lukas Benner (Bündnis 90 / Die Grünen), Katharina Willkomm (FDP), Fabian Fahl (Die Linke) und Alexandra Radermacher (Volt). Die Vertreterinnen und Vertreter der Alternative für Deutschland (AfD) und des Bündnisses Sarah Wagenknecht (BSW) waren ausdrücklich nicht eingeladen. Zu Beginn unterstrich Pastor Jonas Decker als Vertreter der ACK das gemeinsame Anliegen der Veranstalter: „Wir wollen Mut machen, demokratisch zu wählen und aus kirchlicher bzw. christlicher Perspektive einen Rahmen schaffen, in dem die Politikerinnen und Politiker für ihre Herzensthemen werben können.“
Drei Themenfelder sollten an diesem Abend angesprochen werden: Neben der Energie-, Wirtschafts- und Klimapolitik sollte es auch um die politische Kultur und vor allem um die Frage gehen, wie es für die Parteien nach der Wahl im Hinblick auf Koalitionsgespräche weitergehen könnte. Doch zunächst sprach Moderatorin Magdalena Gorecki mit der Abstimmung über das so genannte „Zustrombegrenzungsgesetz“ den „weißen Elefanten“ im Saal an. Hierzu fand Armin Laschet deutliche Worte: „Auch wenn ich die Punkte in der Sache richtig finde, hätten wir uns das schenken können.“ Seinem Kanzlerkandidaten in den Rücken fallen, wollte der Burtscheider aber auch nicht („Ich weiß, wie das ist“). Zur Abgrenzung gegenüber der AfD stellte Laschet unmissverständlich fest: „Brandmauer heißt für mich, dass die AfD nicht in eine Regierung kommen darf.“ Die FDP-Kandidatin Katharina Willkomm begründete ihr „Ja“ zum Gesetz damit, dass sie ihr persönliches Abstimmungsverhalten nicht von anderen abhängig machen wolle. Vielmehr sorge sie sich um die in den letzten Monaten immer hitziger geführte Debatte und die Tatsache, dass zu viel gestritten werde, anstatt nach Lösungen zu suchen. Und Ye-One Rhie bedauerte, dass „wir der AfD nicht nur Einfluss auf die Regierungsbildung, sondern auch auf die Themen zugestehen.“ Weil Narrative in den sozialen Netzwerken permanent wiederholt würden, hätten die Menschen das Gefühl, dass zu viele Menschen im Land seien und zu viele Straftaten geschehen würden. Dem gelte es, eine andere Agenda entgegenzusetzen. Auch müsse es Grundkonsens sein, dass es keine Zufallsmehrheiten mit der AfD geben dürfe. Während Lukas Benner zumindest in Frage stellte, dass die Forderungen nach permanenten Grenzkontrollen und der Zurückweisung von Flüchtlingen europarechtskonform seien, betonte Fabian Fahl, dass „Die Linke“ an diesem Tag konsequent alle Anträge abgelehnt habe („Menschen fliehen nicht ohne Grund“). Und Alexandra Radermacher betonte, dass es nicht richtig sei, mit der AfD eine Mehrheit zu bilden.
Bei der Frage, was nun zu tun sei, waren sich die Diskutanten darin einig, dass die Kommunen besser ausgestattet werden müssten, um Probleme lösen und Integration ermöglichen zu können. Hier scheitere es aber an einem „Vorschriftendschungel“ (FDP) und einer komplizierten Anerkennung von Abschlüssen (Bündnis 90 / Die Grünen). „Wir sind an vielen Stellen einfach zu langsam geworden“, unterstrich Armin Laschet. Ein „Bürokratiemoratorium“ (FDP) könne hier ebenso Abhilfe leisten wie eine Digitalisierung der Verwaltung (Bündnis 90 / Die Grünen). Mehr als zwei Stunden tauschten sich die Politikerinnen und Politiker aus und diskutierten mit dem Publikum. Dabei ging es um die Bekämpfung von Fluchtursachen ebenso wie um die Zukunft der Schuldenbremse, Gesetze zur Stärkung der Demokratie oder das AfD-Verbotsverfahren.