Aachen – Depressionen, Ängste, Schwierigkeiten in Partnerschaft und Beziehungen, Suizidgedanken und Einsamkeit – in all diesen Lebenssituationen stehen die Telefonseelsorger rund um die Ohr den Menschen bei, hören zu und vermitteln Hilfe. Seit Beginn der Corona-Pandemie ist es vor allen Dingen das Thema Einsamkeit, das die Menschen zum Hörer greifen lässt – mehr als jeder vierte Kontakt dreht sich darum, Tendenz weiter steigend. „Einsamkeit betrifft viele Menschen, das beobachten wir auch in unserer Gesellschaft. Vor allem wieder Anschluss zu finden, scheint schwer zu sein“, sagt Frank Ertel, Bundesvorsitzender und Leiter der Telefonseelsorge in Aachen. „Es ist wichtig, etwas gegen Einsamkeit zu tun. Aus Einsamkeit heraus resultieren viele Krankheiten. Deswegen ist es notwendig, auf diese Tendenz immer wieder hinzuweisen.“ Allein an den Tagen zwischen Heiligabend und Silvester, für die meisten Menschen die Tage, die sie mit ihren Familien und Freunden verbringen, suchten Menschen bei der Telefonseelsorge Hilfe: Insgesamt gab es über 250 Seelsorgekontakte.
Auffallend ist auch, dass das Thema (Zukunfts-)Angst gestiegen ist. „Die Pandemie, Kontaktbeschränkungen, ein Krieg mitten in Europa, steigende Lebenshaltungskosten und Energiepreise – das macht vielen Menschen Angst“, betont Frank Ertel. Die Zahl der Anrufe von Menschen über 80 Jahre ist gestiegen, sie fühlten sich durch den Krieg in der Ukraine an ihre eigenen Kriegserfahrungen des Zweiten Weltkriegs erinnert. „Diese Menschen haben bereits leidvoll erlebt, was Krieg bedeutet. Und sie haben Angst davor, es noch einmal erleben zu müssen“, sagt Frank Ertel.
Getragen wird das Angebot der Telefonseelsorge von der katholischen und evangelischen Kirche und geht dabei bereits länger neue Wege: Mittlerweile erreichen über 30 Prozent der Ratsuchenden die Telefonseelsorge online über Chat oder über E-Mail. 8399 Gespräche am Telefon haben die Ehrenamtlichen der Telefonseelsorge Aachen-Eifel allein im vergangenen Jahr geführt, sind in 1590 Chats und 1776 Mails seelsorglich aktiv gewesen. Insgesamt hatten die 90 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Telefonseelsorge Aachen-Eifel 11.765 Seelsorgekontakte; bundesweit waren es 1,2 Millionen.
Die Zahl der Kontakte ist vergleichbar hoch wie im Vorjahr. Dabei sind die Kontakte am Telefon mehr geworden und in der Onlineberatung (Mail und Chat) leicht gesunken. Die Nachfrage ist seit Beginn der Pandemie hoch geblieben. „Wir brauchen ehrenamtlich Mitarbeitende, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden. Bei uns ist bürgerschaftliches Engagement auch ein Engagement für die Gesundheit von Menschen“, sagt Frank Ertel und wirbt dafür, sich als Telefonseelsorger zu engagieren. „Wer sich für eine Mitarbeit interessiert, sollte gerne zuhören und Interesse an Menschen mitbringen“, so Ertel weiter.
Sparkasse Aachen unterstützt die Telefonseelsorge
Der Leiter der Telefonseelsorge freut sich besonders über die Unterstützung der Sparkasse Aachen. Der Vorstandsvorsitzende Norbert Laufs überbrachte einen Scheck in Höhe von 5000 Euro. „Die Spende der Sparkasse an unseren Förderverein ist eine große Hilfe, weil sie ausschließlich zur Unterstützung der ehrenamtlich engagierten Mitarbeitenden verwendet wird. Die gleichbleibend hohen Anfragen können wir nur mit einer starken Gemeinschaft und einem guten Pool an Ehrenamtlichen bewältigen.“
Im Februar beginnt eine neue Ausbildungsgruppe. Wer sich für eine ehrenamtliche Mitarbeit interessiert, erhält weitere Informationen per E-Mail unter: info@telefonseelsorge-aachen.de
So erreichen Sie die Telefonseelsorge:
• Hilfe per Telefon: 0800 111 0 111
• Hilfe per Chat oder Mail: www.telefonseelsorge-aachen.de