„Seit Wochen konzentrieren sich die politischen Auseinandersetzungen um die Problematik des Braunkohletagesbaus in unserer Region auf das noch verbliebene Waldstück 'Hambacher Forst'.
Jüngst hat ein tragischer Unfall, bei dem ein Beteiligter ums Leben gekommen ist, die Schwere der Auseinandersetzungen noch äußerst schmerzlich vertieft. Beten wir für den Verunglückten um das Leben bei Gott und für seine Angehörigen um Zuflucht, Halt und Trost!
Der Kampf gegen die Rodung des Hambacher Forsts ist symbolisch hoch aufgeladen: Alle langfristigen politischen und ökonomischen Fragestellungen um eine ökologisch verträgliche und nachhaltige Energiewirtschaft und die Bewahrung der Artenvielfalt, den Klimaschutz und die soziale Verträglichkeit aller Maßnahmen des Umweltschutzes werden von vielen in diesen Kampf hineinprojiziert. Sie sind aber durch symbolische Kämpfe nicht lösbar.
Deshalb rufe ich alle Beteiligten auf, auf jegliche Anwendung von Gewalt zu verzichten und die Verbindlichkeit der Rechtsstaatlichkeit, demokratisch herbeigeführter Willensbildung und des Gewaltmonopols des Staates in keiner Weise zu hintergehen!
Deshalb möchte ich auch zu Bewusstsein bringen, dass die zahlreichen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die in der Braunkohlewirtschaft arbeiten, und ihre Familien und ebenfalls die Polizistinnen und Polizisten und alle anderen beruflich Beteiligten nicht abgewertet oder gar angegriffen werden dürfen. Wer ausführt und auszuführen hat, was demokratisch gewollt und juristisch bestätigt wurde, darf nicht diskriminiert werden!
Zugleich aber weise ich darauf hin, dass die politische Auseinandersetzung um die Ökologie unserer Energiewirtschaft unbedingt fortgesetzt werden muss. Braunkohle als Energieträger gilt als einer der schädlichsten Klimakiller. Zugleich bedeutet der Braunkohletagebau einen monströsen Eingriff in weite Natur- und Kulturlandschaften, ohne dass die langfristigen ökologischen Folgen absehbar sind. In diesem Zusammenhang erinnere ich auch an das Leid vieler Menschen, die über Jahre hin den bevorstehenden und dann zu bewältigenden Verlust ihrer Heimat und eine Umsiedlung zu bewältigen haben. Auch in die Ökologie seelischer und sozialer Lebensvollzüge greift der Tagebau in unüberschaubarer Weise ein.
Deshalb bin ich sehr froh über den Beschluss der G 7-Staaten in Elmau aus dem Jahr 2015, im Laufe des Jahrhunderts eine Weltwirtschaft zu ermöglichen, die ganz ohne Nutzung von fossilen Energieträgern auskommt. Dieses Vorhaben muss beschleunigt, und die politischen und ökonomischen Anreize dazu müssen verstärkt werden.
Eine Politik, die erkennen lässt, dass sie diesen Weg beharrlich vorantreiben und zugleich sozialverträglich gestalten will, wird in unserem Land viel Zustimmung gewinnen und symbolische Zuspitzungen der Auseinandersetzungen wie jetzt im Hambacher Forst unnötig machen.“ (iba 076)