Bischof Dieser ruft in seiner Predigt zum Palmsonntag dazu auf, Extremismus und Antisemitismus nicht unwidersprochen zu lassen
Aachen. Palmsonntag ist ein Tag voller Gegensätze, die zum Nachdenken über die menschliche Natur und ihre Widersprüche einladen. Von Jubelrufen und triumphalem Einzug bis hin zu wütendem Geschrei und Kreuzigung. In seiner Palmsonntagspredigt greift Bischof Dr. Helmut Dieser die Ereignisse dieses Tages auf, die die Extreme menschlichen Handelns widerspiegeln. Diese Gegensätze seien nicht nur historisch, sondern auch hochaktuell. Sie werfen Fragen auf, die uns heute genauso betreffen wie damals: Wie beständig ist der Wille des Menschen? Wie leicht kann er sich täuschen oder ins Gegenteil umschlagen? Der Palmsonntag fordere die Menschen heraus, über diese Fragen nachzudenken und Parallelen zur heutigen Zeit zu ziehen. Schweigen oder schreien – diese Entscheidung prägt nicht nur die Geschichte, sondern auch unsere Gegenwart.
„Ich sage euch: Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien“, das entgegne Jesus den Pharisäern, sagt der Bischof in seiner Predigt. Sie forderten ihn auf, er solle die Jubelrufe seiner Jünger zum Verstummen bringen, während er in Jerusalem einzieht. Schweigen oder schreien, schärfer könne ein Gegensatz kaum sein. Viele weitere solche scharfe Gegensätze zögen sich durch den gesamten Palmsonntag.
Unsere Zeit sei voller ähnlicher Beispiele: Schweigen oder schreien. „Die Ursachen für die Corona-Pandemie und die Angemessenheit der Corona-Politik und ihrer Eingriffe in die Gesellschaft werden nicht aufgearbeitet, sondern unter Verschluss gehalten, trotz all der wütenden Demonstrationen während der Coronazeit,“ sagt Bischof Dieser. Lautstark werde auf den Straßen protestiert gegen die enthemmte und brutalisierte Kriegsführung Israels in Gaza. Doch dabei werde verschwiegen, wie sehr dabei ungehemmt Judenfeindlichkeit und Antisemitismus verbreitet würden. „In dem Land, das den Holocaust erfunden hat mit sechs Millionen ermordeten Juden und in dem zwei Diktaturen sich alles unterwerfen wollten, nicht nur Deutschland, sondern Europa, ja die Weltherrschaft wollten – in unserem Land also wird wieder extremistisch argumentiert und Politik zu machen versucht. Und diese Parteien vom rechten oder linken Straßengraben werden trotzdem gewählt.“
Jesus habe sich für das Schreien entschieden: Sein Kommen, das Reich seines Vaters, das er seinen Jüngern vermacht, seien weder duckmäuserisch noch schwächlich oder lächerlich. Die Jünger, die wegen Jesu Kommen Gott mit lauter Stimme loben wegen all der Machttaten, die sie gesehen hatten, bekommen von Jesus Recht. Würden sie schweigen, so sagt Jesus den Pharisäern, würden die Steine anfangen lauthals zu sagen, wer er ist.