Aachen, - „Als der Krieg anfing, beobachteten wir in meiner Heimatstadt Charkiw in der Ostukraine am 24. Februar um 5 Uhr morgens die Kampfhandlungen direkt von unserem Fenster aus“, sagt Anna Dobryden. Anna ist eine von vielen Ukrainerinnen, die den Krieg hautnah erlebt haben. Eine Woche lebte sie mit ihrer Mutter und zwei Kindern im Keller einer Schule. „ Als jedoch die Schule mit Raketen beschossen wurde, mussten wir vor dem Krieg fliehen“, schildert sie. Ihre Flucht endete schließlich in Aachen.
Bereits in den ersten Tagen nach ihrer Ankunft in Deutschland unterstützt Anna Dobryden ehrenamtlich andere Geflüchtete aus der Ukraine. Dabei lernt sie Andreas Funke, Flüchtlingsseelsorger beim Bistum Aachen, kennen. „Ich habe bereits in der Ukraine Deutsch gelernt, daher fiel mir das Einleben hier relativ leicht“, erzählt die Ukrainerin. Ohne Sprachkenntnisse sei das für viele Geflüchtete aber sehr schwer.
„Orientierung, schnelle Hilfe, Unterstützung sind wichtige Anker an einem sicheren Ort“, sagt Anna Dobryden. Mit Andreas Funke entwickelt sie die Idee einer Online-Plattform, auf der wichtige Informationen mit zentralen Anlaufstellen auch auf Ukrainisch zu finden sind. Besonders wichtig sei beiden dabei gewesen, eine mobile Anlaufstelle zu etablieren, die Hilfe und Unterstützung anbietet, die Geflüchtete nach ihrer Ankunft in Deutschland wirklich benötigen. „Mir hätte so eine mobile Übersicht mit verschiedenen Anlaufstellen und Unterstützungsangeboten in meinen ersten Tagen in Deutschland sehr geholfen“, betont Anna Dobryden, die Wirtschaftswissenschaft studiert hat und mittlerweile auf Jobsuche in der Region ist.
Auf www.germany-help-ukr.de sind lokale Angebote und Adressen zu Seelsorge, Sprachkursen, Wohnraum, Beratung und Arbeit zusammengestellt. Ziel ist es, den ukrainischen Geflüchteten eine schnelle und unbürokratische Übersicht, auch in ihrer Muttersprache, zu geben. Kooperationspartner wie Kommunen, Pfarreien, kirchliche und nicht-kirchliche Einrichtungen und Institutionen können die Plattform nutzen, um ihre Hilfen und Termine dort zu bündeln. Bislang ist die App in drei Sprachen verfügbar: Deutsch, Ukrainisch und Russisch. Geplant ist, die Angebote auch in weitere Sprachen zu übersetzen. „Durch meine Gespräche als Seelsorger mit Geflüchteten weiß ich, dass die Suche nach Informationen sehr zeitaufwändig ist. Und oftmals sind sie dann nur in deutscher Sprache. Aus diesen Erfahrungen heraus haben wir uns entschlossen eine zentrale Plattform aufzubauen. Hier können die unterschiedlichen Anbieter ganz unbürokratisch ihre Angebote einstellen und alle Informationen sind für die Geflüchteten verständlich und schnell aufzufinden“, sagt Andreas Funke.
Die mobile Plattform www.germany-help-ukr.de ist ein Projekt der Flüchtlingsseelsorge und der Innovationsplattform des Bistums Aachen in Zusammenarbeit der Kölner Digitalagentur spacepilots.