Alle Wege führen nach Rom: Auch für Diakon Philipp Fiala geht es für die kommenden drei Jahre in die Ewige Stadt. Dort wird er ein Studium aufnehmen. Doch erst wird er am Sonntag, 1. Oktober, von Bischof Dr. Helmut Dieser in der Kirche Sant`Ignazio di Loyola in Rom zum Priester geweiht.
In Erkelenz geboren und in Linnich aufgewachsen, hat der 28-Jährige noch ein katholisches Leben erlebt, das es heute so nicht mehr gebe: „Da war es auch bei der Sonntagsmesse schwierig, wenn man nicht zeitig da war, noch einen Platz zu finden.“ In Rurdorf ging Fiala zur Erstkommunion, war dort Messdiener. Sein Berufswunsch lag da eigentlich nahe: „So wie andere Astronaut werden wollten, wollte ich Priester werden“, sagt Fiala. Und doch schlägt er zunächst einen anderen Weg ein, studiert Politik und Gesellschaft sowie Hispanistik. „Ich geriet während meiner Schulzeit in eine Glaubenskrise. Der Priesterberuf war erst einmal keine Option, weil der Glaube irrational erschien“, sagt er rückblickend über diese Zeit. Durch Lesen, Philosophie, Gespräche mit Mitschülern und seinem Heimatpfarrer fand Fiala aus dieser Krise heraus – und entschied sich für den Priesterberuf. Es war eine „Ratio des Herzens“, sagt Philipp Fiala.
Schließlich führt ihn der Weg nach Rom. Bischof Dr. Helmut Dieser entsendet ihn zur römischen Ausbildung. „Die katholische Kirche ist eine Weltkirche. Es braucht auch in den Heimatbistümern Personen, die die Perspektive der Weltkirche einbringen“, ist Fiala überzeugt. Für ihn war es eine Bereicherung, Mitbrüder aus der ganzen Welt in Rom kennenzulernen und zu besuchen. Etwa in Dänemark, wo er das Kirchencafé als „achtes Sakrament“ erlebt. Oder die Art, wie die katholische Kirche in Osteuropa die Ökumene mit der orthodoxen Kirche lebt.
Seine pastorale Ausbildung mit dem Schwerpunkt Trauerpastoral in St. Remigius Viersen ist für ihn eine intensive Zeit. „Mit meiner Anleiterin, der Gemeindereferentin Claudia Meuser, habe ich sehr viele innovative Projekte ausführen dürfen.“ Die Verbindung von Tradition und Innovation ist ihm wichtig, auch mit Blick auf die Reformen, die im Bistum Aachen und in der gesamten deutschen Kirche angestrebt werden. „Für mich ist es erfrischend, auch eine mir diametral entgegengesetzte Meinung zu hören“, sagt er.
Wenn er nach drei Jahren in Rom in das Bistum Aachen zurückkehrt, wird es sich verändert haben. Sorge bereitet Philipp Fiala das nicht: „Ich möchte trotz vieler Umbrüche das Positive im Blick behalten, mit offenen Augen herumgehen und schauen, wie ich mich in Kirche nützlich machen kann.“
Von Erkelenz in die Ewige Stadt
Philipp Fiala wurde am 31. Juli 1995 in Erkelenz geboren. Nach seinem Abitur am Gymnasium Haus Overbach in Jülich-Barmen im Jahr 2014 hat er zunächst Politik und Gesellschaft sowie Hispanistik an der Universität Bonn studiert. Ab 2016 dann Theologie an der Universität in Münster. Während seines Studiums absolvierte er Auslandssemester an der Philosoph-Theologischen Hochschule in Brixen (Italien) sowie an der Pontifica Universitá Gregoriana in Rom. Als Diakon war er bis Ende Juli in der Pfarre St. Remigius in Viersen. Im August 2023 kehrte er nach Rom zurück, um sich auf die Priesterweihe vorzubereiten. Ab Oktober 2023 wird der gebürtige Erkelenzer am Päpstlichen Orientalischen Institut ein dreijähriges Lizenziatsstudium im Fach Ostkirchenkunde aufnehmen, im Pontificium Collegium Germanicum et Hungaricum weitere geistliche und pastorale Ausbildungselemente absolvieren und in Rom seelsorglich tätig sein.