Erna und Grete: das sind im wahren Leben Birgit van Kaldenkerken und Bärbel Lütgemeier. Sie sind Klinikclowninnen aus Leidenschaft und Überzeugung. Seit Herbst 2022 sind sie gemeinsam unterwegs und besuchen dreimal im Monat verschiedene Senioreneinrichtungen rund um Mönchengladbach und Heinsberg, „um Bewohnerinnen und Bewohner ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern“, wie Birgit van Kaldenkerken es auf den Punkt bringt.
Auch wenn Birgit van Kaldenkerken schon von Kindheit an etwas „Clowneskes“ an sich hatte, kam sie zur Klinikclownerie fast zufällig. Für den Testlauf eines Humorseminars wurden Testpersonen gesucht und Birgit van Kaldenkerken merkte dabei sofort, dass das eigentlich genau das richtige für sie war. „Da musste ich nicht lange überlegen und bin in Geilenkirchen in die Klinikclown-Ausbildung gegangen.“ Als es losging, dachte sich Birgit van Kaldenkerken, dass sie als ehemalige Grundschullehrerin mit Kindern arbeiten wollte. Doch durch Praktika in Altenheimen stellte sie fest: „Es ist ganz berührend, mit alten Menschen in Kontakt zu kommen. Das ist traumhaft.“
In dem einjährigen Kurs, den zwei Klinikclowninnen, eine davon Schauspielerin, anleiteten, lernte sie Bärbel Lütgemeier kennen. Seitdem sind Birgit van Kaldenkerken und Bärbel Lütgemeier als Duo „Erna und Grete“ unterwegs. Mit dabei: ein Akkordeon und eine Ukulele. „Denn Musik ist neben Emotionen ein tolles Element, um in Kontakt zu kommen.“ Die Bewohnerinnen und Bewohner sind dankbar, wenn Erna und Grete zu Besuch kommen. Besonders jene, die immobil oder bettlägerig sind und an gemeinschaftlichen Aktionen im Haus nicht mehr teilnehmen können. Sie werden von Erna und Grete in ihren Zimmern besucht. „Ich habe gemerkt, wie wichtig es gerade für diese Menschen ist, dass man ihnen Aufmerksamkeit schenkt und sich für sie interessiert. Denn sie haben relativ wenig Ansprache und freuen sich wahnsinnig, wenn jemand kommt “, unterstreicht die ehemalige Grundschullehrerin.
Wenn Erna und Grete ein Zimmer betreten, sind die Bewohnerinnen und Bewohner meist überrascht. „Die ersten Momente sind dann meist so ein Abtasten: Wen haben wir da und wie reagiert er auf uns.“ Und dann ergibt sich aus der Situation heraus ein spontanes Spiel. Dabei greift das Duo Dinge auf, die sie im Zimmer entdecken. Wie beispielsweise bei einer Bewohnerin, die viele selbstgemalte Bilder im Zimmer hängen hat. Da staunen Erna und Grete aber mächtig und ausgiebig über die Künstlerin und ihre Begabung. „Das tut gut“, weiß Birgit van Kaldenkerken zu berichten. Auch über Seifenblasen oder eine 4711-Flasche, die Erna neben tausend anderen Dingen in ihrer Handtasche hat, kommt sie mit Menschen Kontakt und regt deren Erinnerungen an. „Gerade bei Demenzerkrankten ist das sehr berührend“, erzählt die Clownin. Natürlich treffen sie auch auf Menschen, die sehr stark beinträchtig sind und nur noch wenig reagieren können. Da versuchen es Erna und Grete mit Musik und Gesang. „Wir haben einmal bei einem Sterbenden Aachener Lieder gesungen und konnten sehen, wie er den Mund mitbewegte. Das war sehr bewegend“, erinnert sich Birgit van Kaldenkerken dankbar an diese Begegnung. Und sie betont: „Wir sind keine Bühnenclowns, die Menschen unbedingt zum Lachen bringen wollen. Es geht vielmehr um den Kontakt und die Situation, die gerade da ist.“ Manchmal kommen nämlich auch Tränen, die man nicht einfach weglachen kann, sondern vielmehr aufnehmen muss. Dabei ist es für Birgit van Kaldenkerken gut, in der Rolle der Erna zu sein und diese mit dem Kostüm auch ablegen zu können.
Meistens aber freuen sich die Bewohnerinnen und Bewohner, lachen, zeigen Humor und Spaß und erleben so eine Leichtigkeit. „Das ist ein ganz intensives Geben und Nehmen. Ich schenke Freude und bekomme ganz viel zurück. Das finde ich schön“, fasst Birgit van Kaldenkerken ihre Motivation zusammen.