Malen gegen die Trauer.

Wie das Gestalten eines Sarges helfen kann.

Särge bemalen hilft, Berührungsängste abzubauen. (c) Dirk Schinkenmeyer
Särge bemalen hilft, Berührungsängste abzubauen.
Datum:
Mi. 30. Okt. 2024
Von:
Newsletter-Redaktion

„In den Niederlanden gab es das bereits vor 20 Jahren“, sagt Bestatter Dirk Schinkenmeyer. Gemeint ist das Bemalen eines Sarges als Mittel der Trauerbewältigung. Das Aachener Bestattungshaus bietet die Möglichkeit bereits seit zehn Jahren an. 

„Anfangs hatten wir eigentlich nur Kinder im Blick. Doch schon nach der vierten oder fünften Stunde kamen die Eltern und fragten uns, ob sie denn auch mal etwas malen dürfen.“ Die besondere Energie zwischen Eltern und Kindern und die Möglichkeit, im Familienverbund zu trauern, beindruckt Dirk Schinkenmeyer immer wieder. Zusammen mit der künstlerischen Auseinandersetzung werden Anekdoten erzählt, gelacht, geweint und manchmal sogar gemeinsam gesungen. „Es ist sehr rührend zu sehen und nimmt den Angehörigen die Angst, sich mit dem Thema ‚Tod‘ zu beschäftigen. Das ist für mich Trauerverarbeitung im Jahr 2024“. 

Bäume, Blumen oder die eigene Hand

Verwendet werden unlackierte Särge und umweltfreundliche Farben. Bei den Motiven sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Bäume, Blumenverzierungen oder der eigene Handabdruck werden am häufigsten auf den Holzsarg gemalt. Auch Gedichte und kleine Erinnerungen an die verstorbene Person werden auf den Sarg geschrieben. So lernen Kinder und letztlich auch Familien, dass sie mit Tod und Trauer auch anders umgehen dürfen. Kinder werden nicht ausgeschlossen, sondern positiv einbezogen. „Rund 40 Prozent der Trauernden, denen wir es anbieten, würden von der Möglichkeit Gebrauch machen“, sagt der Bestatter. Außerdem gibt es auch die Möglichkeit, Urnen zu gestalten. „Letztens hat eine Familie ein tolles Strandmotiv auf die Urne gemalt und es mit Muscheln verziert. Weil sie mit den Großeltern immer am Strand waren. Das nimmt die Angst, sich mit dem Thema zu befassen“, erzählt Dirk Schinkenmeyer. Die Trauergemeinde reagiere auf die persönlich gestalteten Särge bzw. Urnen meist positiv, weil es eine tröstende Überraschung ist und in den Ansprachen der Trauerfeiern oft aufbauend aufgegriffen würde. Denn das ist es, was Dirk Schinkenmeyer mit seiner Arbeit erreichen möchte: Berührungsängste rund um die Themen Tod und Trauer abzubauen.    

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