„Ihr seid Hoffnungsstifter und Mutmacher“

Über 200 Ministrantinnen und Ministranten feiern die Chrisammesse. (c) Bistum Aachen Christian van't Hoen
Über 200 Ministrantinnen und Ministranten feiern die Chrisammesse.
Datum:
Di. 15. Apr. 2025
Von:
Abteilung Kommunikation

Bischof Dieser dankt in der Chrisammesse allen Mitarbeitern des Bistums und den Ministranten für ihren Dienst

Aachen. Der Bischof von Aachen, Dr. Helmut Dieser, hat in der Chrisammesse im Aachener Dom den Priestern und Diakonen, den Damen und Herren in den pastoralen Laienberufen und allen, die in der Seelsorge und vielen anderen Bereichen für andere Menschen arbeiten, sowie allen Ministrantinnen und Ministranten gedankt. „In einer Gesellschaft voller Wut, in einer Kirche voller Unsicherheiten und Befürchtungen braucht es Menschen, die mutig für andere sorgen“, würdigte der Bischof ihren Dienst. „Ihr alle seid so Menschen für andere, ihr seid Hoffnungsstifter und ihr seid Mutmacher, um mit­ein­an­der und füreinander das Glück im Leben zu suchen, zu träumen und neue Schritte zu gehen.“ Wo immer Menschen vom Traum Jesu angesteckt würden, entstehe die Kirche neu; dafür lohnten sich alle Anstrengungen, Gespräche und Vertrauensvorschüsse. „Liebe Schwestern und Brüder, es gibt keine größere Hoffnung als diese“, hob der Bischof hervor.

 

Die spinnen, die Römer!

In seiner Predigt erinnerte Dieser an den Spruch „Die spinnen, die Römer!“ in den Geschichten von Asterix und Obelix. Oft gehe man davon aus, dass man selbst ganz normal sei, alle anderen aber spinnen würden. „Liebe Kinder und Jugendliche, ganz ehrlich, wie oft denkt ihr oder platzt es auch zu Hause aus euch heraus: Mama spinnt, Papa ist doof, meine Geschwister nerven?“, führte der Bischof aus.  „Solcher Streit zu Hause oder unter Freunden kann sehr weh tun.“  Schlimmer noch gehe es in den sozialen Medien zu, in denen böse Worte oder Bilder gleich viral gingen, und, einmal gepostet, alle mit dem Finger auf einen zeigten nach dem Motto: Die spinnt! Schaut euch das an, wie bekloppt ist der denn?! 

Selbst unter Priestern gehe es oft so zu: Jetzt spinnen sie aber wirklich – der Nachbar und Kollege, die in Aachen oder in Rom. „Was unter uns Priestern geschieht, zieht sich auch durch unsere Ge­mein­­den und ihre Gremien“, fügte der Bischof hinzu. „Die anderen spinnen – solche Vorwürfe sind nicht zum Lächeln, sondern machen Angst, rauben die Freude, erzeugen Wut, die nicht dauerhaft abkühlt, sondern gleich wieder hoch­ko­chen kann.“

Anerkennen, dass auch die anderen das Schöne suchen

Bischof Dieser nannte als Beispiel den Veränderungsprozess „Heute bei dir“ im Bistum Aachen, der daraus schöpfe, dass die meisten überzeugt seien, dass wir uns verändern müssten. Doch welche Veränderungen es nun sein würden, wie sie kämen und was sie mit allen machten, das fordere immer neue Anstrengungen. „Sie, die Priester mit mir als Bischof, und alle, die Leitungsverantwortung tragen, stehen in einem dauernden Managementdruck von Erwartungen, Realitätschecks und Verständigungsbemühungen“, erläuterte Dieser. „Und die gehen immer zu­erst auch durch unsere eigenen Seelen. Wut kann immer da in mir entstehen, wo ich entdecke: Es könnte doch so viel besser und so ganz an­ders sein! Doch du, ihr, die anderen, die verhindern das!“ Es gebe eben nicht nur das Wirkliche, sondern auch das Mögliche. Ein Philosoph habe einmal formuliert: „Das Leben könnte so schön sein, wenn nur diese verdammte Realität nicht wäre!“ Als einzelner Mensch müsse man anerkennen, dass auch die anderen, ja auch die, die echt spinnen, das Schöne suchen. Alle Menschen suchten nach Glück und hofften, dass es ihnen im Leben auch zuteil werde. „Gerade ihr junge Menschen braucht diese Hoffnung: Mein Leben kann gut werden, die Dinge können besser werden!“, wandte Dieser sich direkt an die vielen anwesenden Messdienerinnen und Messdiener.  „Mit dieser Hoffnung könnt, ja müsst ihr uns Ältere immer wieder anstecken und beflügeln. Denn wir alle sind Glückssucher, immer, das ganze Leben lang."

Wir Menschen können das Glück nur miteinander finden

Nach Ansicht Diesers liegt das Geheimnis darin, dass die Menschen das Glück nur miteinander finden könnten, nicht ohne und nicht gegen die, die spinnen, sondern nur zusammen, weil wir Menschen seien und als solche ernst genommen und angesprochen werden wollten. Deshalb fange das Glück immer schon damit an, dass man es wage, mit jemandem zu reden. Und deshalb sei er froh über die acht Gesprächsnachmittage mit den Priestern, die er im vergangenen Herbst in den Regionen verbracht habe und denen weitere Gespräche mit den Priestern und mit allen anderen pastoralen Berufen folgen sollten, unterstrich Dieser. „Sie dienen dem gegenseitigen Vertrauen. Und ohne das gibt es keine gemeinsame Freude.“

Jesu persönlicher Traum ist ein Gnadenjahr des Herrn

Wie der Bischof des Weiteren ausführte, habe Jesus als seinen persönlichen Traum ein Gnadenjahr des Herrn ausgerufen. Diesen Begriff habe er nicht selbst erfunden, sondern vom Propheten Jesaja übernommen, der für alle Armen, Verlierer, Wütenden, Gefangenen, Kaputten und Verpeilten angekündigt habe, dass sie von ihren Abhängigkeiten, Süchten und Fußfesseln frei würden. Diesen Traum, den Jesus mit uns Menschen teile, übernehme er von Gott, seinem Vater, der ihn dazu gesandt habe. „Gott allein kann diesen Traum wahr machen, Gott will ihn wahr machen, Gott wird ihn wahr machen“, erklärte der Bischof. „Nichts und niemand haben es geschafft, Jesus von dieser Überzeugung, seiner Sendung, abzubringen. Sogar die Wut, die seine Zeitgenossen gegen ihn entwickelt hatten, alle Verleumdungen gegen ihn bis hin zur brutalsten Gewalt in der Kreuzigung haben den Traum Jesu nicht zerstört.“ Darum sei Jesus zum Anfang eines ganz neuen Lebens, ei­nes endgültigen Glücks geworden, aber er behalte auch das letzte Wort über jeden Menschen und über jede Zeit. Dadurch sei er zugleich das Alpha und das Omega. Er sage uns, dass das Bestmögliche durch ihn real werde, schon in dieser Welt und über sie hinaus, größer als alles Glück dieser Welt. „Das Gnadenjahr des Herrn hat im Jahr 2025 die Gestalt des Heiligen Jahres, mit dem Papst Franziskus uns auffordert: Ihr alle könnt Pilger dieser Hoffnung sein“, betonte Dieser. Die heiligen Öle, die in der Chrisammesse geweiht werden, seien heilige Zeichen dafür, dass Jesus seinen Traum mit uns teile. Die Salbung in der Taufe, in der Firmung und in der Weihe schreibe Jesu Traum in die Seele lebendiger Menschen hinein. „Der Glaube daran lässt das Gnadenjahr des Herrn in einer neuen Generation und Zeit wahr werden“, betonte der Bischof. „Dann ist das Leben mehr als die ,verdammte Realität´, dann kommt von Gott die Hoffnung. So werden die Öle zum Zeichen für das gemeinsame Glück, das Gott wahr machen will für alle. “ 

Zur gesamten Predigt

Impressionen Chrisamtag 2025

34 Bilder

Die Chrisammesse, in der die heiligen Öle für die Spendung der Sakramente geweiht werden, wurde früher traditionell am Gründonnerstag gefeiert. Im Bistum Aachen aber ist sie wie in vielen anderen deutschen Diözesen vor ein paar Jahren auf den Dienstag der Karwoche verlegt worden. An dem Gottesdienst nahmen zahlreiche Priester und Diakone, Pastoral- und Gemeindereferenten sowie Messdienerinnen und Messdiener aus allen Regionen der Diözese teil. Wie üblich erneuerten alle anwesenden Priester in der Chrisammesse feierlich ihr Weiheversprechen.     

Chrisamtag 2025

Chrisamtag 2025