Zu den Pilgerinnen und Pilgern, die zur Zeit noch in Israel sind, gehören auch mehrere Gruppen aus dem Bistum Aachen. Wir sind mit einigen von ihnen in Kontakt, sie schildern, was sie in den vergangenen Tagen erlebt haben. Um den Pilgern eine sichere Ausreise zu ermöglichen, bleiben sie auf eigenen Wunsch anonym. Die wichtigste Nachricht: Es geht ihnen gut.
Sie sind mit einer größeren Gruppe seit einigen Tagen in Israel unterwegs? Wie haben Sie die Angriffe der Hamas erlebt?
Die Stimmung in der Gruppe ist natürlich gedrückt und besorgt, teilweise auch ängstlich, aber keinesfalls hysterisch oder panisch. Wir achten gut aufeinander und ermutigen uns gegenseitig. In so einer Situation ist das Reisen als Gruppe wirklich ein Vorteil.
Die Situation in Jerusalem ist gefühlt relativ sicher. Zweimal gab es Raketenalarm. Das ist dann schon ein Schreckmoment, aber der allergrößte Teil der Raketen wird von der Luftabwehr abgefangen. Der Alarm ist eine Sache von 20 bis 90 Sekunden.
Sobald die Sirenen aus sind, geht auf den Straßen das normale Leben sofort weiter.
Es gab bis jetzt keine Einschläge im Bereich der Altstadt.
Anders sieht es natürlich in den Gebieten rund um den Gazastreifen aus, wo Dörfer und Städte immer noch unter Dauerbeschuss der Hamas liegen.
Wie erleben Sie Ihre israelischen Gesprächspartner? Wie aufgeheizt ist die Stimmung?
Die Straßen und Gassen der Stadt sind deutlich leerer als gewöhnlich. Touristengruppen sind nicht mehr viele zu sehen. Und viele Menschen, die in Jerusalem arbeiten und in der Westbank wohnen, dürfen nicht mehr in die Stadt, Die Stimmung bei den Menschen hier vor Ort ist eher gelassen. Sie sind sich der außergewöhnlichen Lage zwar bewusst, verfallen aber nicht in Panik. Wir sind das gewohnt, sagte uns ein Israeli. Habt keine Angst.
Gelingt ihnen das?
Ganz vorsichtig und unter Führung unseres Guides erkunden wir die nähere Umgebung des Hotels. Wir sind froh, dass wir das Hotel wieder verlassen dürfen.
Es fühlt sich aber auch komisch, vielleicht sogar falsch an, als Tourist diese wunderbare Stadt zu "besichtigen", während 70 Kilometer weiter hunderte, ja tausende von Menschen sterben. Bis zur Rückreise im Hotel zu bleiben, ist aber auch keine Alternative.
Wie erleben Sie Jerusalem in diesen Tagen?
Es ist eine andere Stadt, als das "normale Jerusalem". Viele Museen sind geschlossen, im Bazar haben nur ein Bruchteil der Läden geöffnet. Es fehlt der typische Geruch von Gewürzen, Räucherstäbchen und frischen Falafeln. Es liegt fast permanent ein dumpfes Dröhnen der Militärjets in der Luft, die in Richtung Gaza fliegen.
Bei aller "Normalität", die zwischen den Raketenalarmen hier auf den Straßen scheinbar herrscht, holt einen dieses dumpfe Dröhnen doch sehr in die schreckliche Realität zurück. Es ist Krieg.
Werden Sie durch das Auswärtige Amt betreut?
Eine Betreuung durch das Auswärtige Amt gibt es nicht. Wir sind alle auf der Krisenvorsorgeliste eingetragen und bekommen Mails über einen Verteiler. Etwas irritiert sind wir über die Tatsache, dass es immer noch keine Reisewarnung für Gesamt-Israel gibt. Von Evakuierungsflügen ist auch keine Rede. Andere Länder sind da schneller und haben bereits Menschen ausgeflogen.
Wann können Sie aus Israel abreisen?
Unser Rückflug geht voraussichtlich am Freitag.
Wie schätzen Sie das Entstehen einer weiteren Gewaltspirale ein?
Über die weitere Entwicklung möchten wir nicht spekulieren. Wir hören nur die Düsenjäger in Richtung Gaza fliegen. Der Blick darauf, dass in Deutschland der abscheuliche Terrorismus, die Massaker und Bombenangriffe der Hamas bejubelt werden, ist von hier aus betrachtet unerträglich und menschenverachtend! Hoffen wir auf mehr Frieden!