Grenzüberschreitend: 93.433 Seiten Akten von Eupen, Malmedy und St. Vith digitalisiert

Nächster Schritt in der Digitalisierung: Archivarin Julia Haberstock (l.) und Dr. Beate Sophie Fleck (r.), Leiterin des Diözesanarchivs, freuen sich, dass die Ortsakten aus den belgischen Gebieten um Eupen, Malmedy und St. Vith ab sofort online einsehbar. (c) Bistum Aachen / Anja Klingbeil
Nächster Schritt in der Digitalisierung: Archivarin Julia Haberstock (l.) und Dr. Beate Sophie Fleck (r.), Leiterin des Diözesanarchivs, freuen sich, dass die Ortsakten aus den belgischen Gebieten um Eupen, Malmedy und St. Vith ab sofort online einsehbar.
Datum:
Fr. 2. Sept. 2022
Von:
Stabsabteilung Kommunikation

Aachen, - Was für eine Zahl: 93.433 Seiten! So groß ist der Bestand „GvO-E“, in dem die Ortsakten aus den belgischen Gebieten um Eupen, Malmedy und St. Vith zusammengefasst sind. Er enthält den in rund 100 Jahren der Zugehörigkeit zum Erzbistum Köln entstandenen Schriftverkehr zwischen den Pfarreien und der erzbischöflichen Behörde in Köln. Die insgesamt 396 Akten werden aufbewahrt im Diözesanarchiv des Bistums Aachen. Nach der Wiedererrichtung des Bistums hatte das Erzbistum Köln diese 1941 an den Aachener Bischof, der nach der Annexion des Gebietes dort Apostolischer Administrator war, übergeben. Mit finanzieller Unterstützung des Digitalprogramms „WissensWandel“ hat das Diözesanarchiv nun diese Ortsakten der seit 1920 belgischen Dekanate Eupen, Malmedy und St. Vith digitalisiert.

 

Diese sind ab sofort ganz bequem von überall auf der Welt, zu jeder Zeit und kostenlos einsehbar unter: www.archive.nrw.de. Bisher mussten Interessierte, vor allem Wissenschaftler, um zu recherchieren, persönlich im Archiv vorbeischauen. Das ist dank Digitalisierung nun nicht mehr notwendig. „Nachdem wir bereits mit ungefähr 80.000 digitalisierten Seiten aus Kirchbüchern auf der Plattform Matricula online sind – Tendenz steigend – freuen wir uns nun über den nächsten Schritt in der Digitalisierung unserer Bestände“, betont Dr. Beate Sophie Fleck, Leiterin des Diözesanarchivs Aachen.

Neustart Kultur

Die Digitalisierung der Aachener Aktenbestände von Eupen, Malmedy und St. Vith ist ein Projekt im Rahmen von „WissensWandel. Digitalprogramm für Bibliotheken und Archive innerhalb von Neustart Kultur“: Das Programm „WissensWandel“ des Deutschen Bibliotheksverbandes wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Das Programm „Neustart Kultur“ zielt auf einen Neustart des kulturellen Lebens in Deutschland in Zeiten von Corona und danach, indem Kultureinrichtungen zur Wiedereröffnung ihrer Häuser, Programme und Aktivitäten ertüchtigt werden. Rund 35.000 Euro hat die Digitalisierung der rund 94.000 Seiten gekostet. Mit 27.000 Euro hat „WissensWandel“ das Projekt gefördert, der Rest wurde vom Bistum Aachen finanziert.
Nähere Informationen zum Programm „WissensWandel“ finden Sie unter: www.bibliotheksverband.de/wissenswandel

Historische Fakten

Die Gebiete um Eupen sowie um St. Vith gehörten seit alters her zum Bistum Lüttich – mit zwei Ausnahmen: Amel, das erst 1802 von Köln nach Lüttich kam und Manderfeld, das 1802 von Köln an Trier fiel. Weil die Bereiche jedoch nach dem Wiener Kongress 1815 politisch an Preußen gefallen waren, kamen sie 1818 vom Bistum Lüttich zunächst zum noch bestehenden napoleonischen Bistum Aachen. Durch die päpstliche Bulle (Urkunde) „De salute animarum“ („Über das Heil der Seelen“) fielen sie zwar 1822 an das wiedererrichtete Erzbistum Köln. 1825 wurden sie aber nach der tatsächlichen Auflösung des (ersten) Aachener Bistums zum Erzbistum Köln überführt. Ebenfalls kamen Manderfeld und die neu errichtete Pfarrei Schönberg vom Bistum Trier zum Erzbistum Köln. 

Die geographisch dazwischenliegende wallonische Stadt Malmedy und ihre Umgebung gehörte dagegen schon immer zum Erzbistum Köln und kam erst 1802 durch die unter Napoleon verwirklichte Neuordnung der französischen Bistümer zum Bistum Lüttich und danach auf gleiche Weise wie Eupen und St. Vith zunächst zum (ersten) Bistum Aachen und anschließend zum Erzbistum Köln.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde im Versailler Vertrag 1919 bestimmt, dass Preußen die beiden Kreise Eupen und Malmedy (zu dem auch St. Vith gehörte) 1920 an den Belgischen Staat abzugeben hatte. Kirchlicherseits wurde zunächst für die beiden Kreise das Bistum Eupen-Malmedy errichtet, das aber schon 1925 im Bistum Lüttich aufging.

Der Bestand

Die Akten aus dem Bestand „GvO-E“ schließen 1920, wurden aber in einzelnen Fällen bis 1938 durch Anfragen zu den Akten selbst ergänzt. Aus der Zeit des Kulturkampfes ist fast kein Schriftverkehr überliefert. Für die einzelnen Pfarreien sind nach Sachthemen geordnete Akten angelegt. Neben den beiden Hauptgruppen Pfarre (Allgemeiner Schriftverkehr) und Kirche (vor allem Haushaltsunterlagen) gibt es spezielle Sammelakten zu Vikarien, Kirchenangestellten, Kapellen, Stiftungen, Bruderschaften, Vereinen, Gottesdiensten sowie vereinzelt auch Einzelakten zu bestimmten Bruderschaften, Stiftungen, Kapellen und Klöstern. In diesen Bestand sind zudem wenige so genannte „Überhaupt-Akten“ eingruppiert, die sich nicht auf eine einzelne Pfarrei, sondern auf die gesamte Stadt beziehen. Hierzu zählt insbesondere das Schulwesen.

Das Diözesanarchiv – Gedächtnis des Bistums Aachen

Untergebracht ist das Diözesanarchiv mit drei Kilometern Archivalien in der ehemaligen Kirche St. Paul an der Jakobstraße. Zu den wichtigsten Beständen zählen unter anderem Dokumente der Bischöflichen Sekretariate, des Generalvikariates und des Domkapitels. https://www.bistum-aachen.de/Bischoefliches-Dioezesanarchiv/