„Geistliches Leben ist überhaupt nichts Exklusives.“

Patrik Wirges und Frank Reyans von der Fachstelle Exerzitienarbeit im Gespräch.

Bilden gemeinsam die Fachstelle für Exerzitienarbeit in Mönchengladbach (v.l.): Pastoralreferent und Leiter der Fachstelle, Patrick Wirges, Pastoralreferentin Gabriele Löser-Widua, Willi Acker für die Verwaltung und der Priester und bischöfliche Beauftragte für den Fachdienst der Geistlichen Begleitung, Frank Reyans. (c) Fachstelle für Exerzitienarbeit im Bistum Aachen
Bilden gemeinsam die Fachstelle für Exerzitienarbeit in Mönchengladbach (v.l.): Pastoralreferent und Leiter der Fachstelle, Patrick Wirges, Pastoralreferentin Gabriele Löser-Widua, Willi Acker für die Verwaltung und der Priester und bischöfliche Beauftragte für den Fachdienst der Geistlichen Begleitung, Frank Reyans.
Datum:
Do. 16. Mai 2024
Von:
Stabsabteilung Kommunikation

Die Frage nach Gott, nach diesem unfassbaren großen Geheimnis, ist sehr vielfältig und sehr weit. Sie ist so unterschiedlich, wie die Menschen unterschiedlich sind. 

  Das ist der Kern dessen, worum es im geistlichen Leben geht. Als gläubiger Mensch in einer Beziehung zu Gott zu sein und in Gottes Gegenwart zu leben.

„Wer eine Sehnsucht in sich verspürt, wer staunen kann oder Mitgefühl empfindet, ist schon an der Schwelle zum geistlichen Leben, wenn er es mit der größeren Dimension, die nicht sichtbar ist und die wir Gott nennen, in Verbindung bringt. In der Suchbewegung geht es darum, mit diesem Gott näher in Kontakt zu kommen, damit er das eigene Leben erfüllt. Das ist ganz elementar und persönlich,“ erläutert Patrick Wirges, Pastoralreferent und Leiter der Fachstelle Exerzitienarbeit im Bistum Aachen. Frank Reyans, Priester im Bistum Aachen und bischöflicher Beauftragter für geistliches Leben, ergänzt: „Für mich wird das immer auch deutlich in der Rede des Paulus in Athen: Denn in ihm (Gott) leben wir, begegnen wir uns und sind wir.“ Gemeinsam mit Pastoralreferentin Gabriele Löser-Widua und Willi Acker für die Verwaltung bilden Wirges und Reyans das Team der Fachstelle, die ihren Sitz in Mönchengladbach hat.  

Wenn man den Begriff geistliches Leben hört, denken Viele sofort an Ordensleute, Kleriker oder Hauptamtliche. Das sind im allgemeinen Sprachgebrauch die Geistlichen oder der geistliche Stand. „Aber geistliches Leben ist überhaupt nichts Exklusives. Es ist keine Sonderwelt, sondern es geht einfach um die Frage: Wie bin ich Christ? Habe ich eine Verbindung, einen Draht zu Gott? Wie kommt Gott in meinem Leben vor? Wie erfüllt, inspiriert, stärkt mich der Glaube an Gott ganz persönlich?,“ unterstreicht Pastoralreferent Wirges.

„Wenn Menschen geistliche Begleitung suchen und auf der Suche nach einem tieferen Sinn im ihren Leben sind, kann das ganz verschieden Anlässe haben,“ berichtet Frank Reyans. Manche sind ganz konkret mit der Gottesfrage und der Frage unterwegs, was Glauben mit dem eigenen Leben zu tun hat. Andere stecken in Krisen und brauchen jemanden, dem sie sich anvertrauen können. „Es ist der Wunsch nach dem ‚Mehr' im eigenen Leben,“ formuliert Patrik Wirges. Diesem auf die Spur zu kommen und dem eigenen Leben aus dem Glauben heraus noch einmal eine besondere Kontur zu geben, dafür gibt es die Geistliche Begleitung und die geistlichen Begleiterinnen und Begleiter. Letztere sind es, die sich in der Tradition auskennen, mit Interessierten darüber ins Gespräch kommen oder praktische Anregungen geben können. Dabei sind die Fragen und die Praxis sehr unterschiedlich. Es kann um kontemplative Hilfen gehen, um beispielsweise den Tag meditativ zu beginnen. Oder darum, mit der biblischen Schrift kreativ umzugehen, damit das Wort Gottes vielleicht einen anderen Platz im Leben findet. Oftmals führen auch persönlichen Herausforderungen wie Trennung oder Trauer zu der Frage, wie damit geistlich umgegangen werden kann. Aber auch Menschen, die einen großen Gottesglauben, aber Schwierigkeiten mit der Kirche haben, finden in der Geistlichen Begleitung einen Anker.  

Eigentlich galt der Auftrag von Frank Reyans als bischöflicher Beauftragter zunächst nur für hauptamtlich Mitarbeitende. Aber da hat sich in den vergangenen Jahren viel entwickelt und den Blick auf das Ehrenamtliche geweitet. Die Arbeit der Geistlichen Begleitung gilt für alle kirchlich Engagierten und inzwischen kommen auch die Begleiterinnen und Begleiter aus beiden Bereichen. Sie sind durch eine Ausbildung bestens geschult. „Denn gerade angesichts der Missbrauchsfälle ist es sehr wichtig, professionell darauf zu achten, wie wir in dieser Kirche miteinander umgehen. Es gibt eine immer größer werdende Sensibilität, die sich auch darauf auswirkt, dass immer mehr haupt- und ehrenamtliche Menschen diesen Fachdienst anbieten wollen und dafür ein Ausbildung absolvieren,“ unterstreicht Reyans. Wichtig sei die Professionalität vor allem dann, wenn es darum gehe, Krankheitsbilder wie Depression erkennen zu können und Menschen an andere Fachstellen zu verweisen. Denn - und diese Unterscheidung ist Frank Reyans ganz wichtig: "Wir sind keine Therapeuten." 

Die Geistliche Begleitung unterscheidet sich grundsätzlich vom normalen seelsorglichen Gespräch dadurch, dass sie eine Systematik hat und regelmäßig über einen längeren Zeitraum hinweg stattfindet. Im Gegensatz zur Supervision hält sie die religiöse Dimension wach und hebt das, was die Menschen bereits in sich haben und was gut für sie ist. Und das gründet in der tiefen Überzeugung, dass in jedem Menschen die Gegenwart Gottes bereits da ist. „Wir sprechen da auch von ‚Hebammendienst', schmunzelt Reyans. Bei einer Geistlichen Begleitung gehe es nicht darum, Menschen von außen Dinge überzustülpen. „Das ist übrigens auch das große Problem des geistlichen Missbrauchs. Wenn Menschen meinen, sie wüssten besser für andere, was für sie gut wäre. Davon distanzieren wir uns. Das gehört nicht zu einer seriösen Begleitung,“ betont der Priester, der seit 2012 in diesem Bereich arbeitet.

Neben der Geistlichen Begleitung bietet die Fachstelle ein breites Angebot in spiritueller Vielfalt. Auf der neuen Webseite „Spirituelle Zeiten“ im Bistum Aachen, die den bisherigen Exerzitienkalender ablöst, reicht das Angebot von klassischen Besinnungstagen oder stillen Exerzitien bis hin zu kreative Aktivitäten wie „Auf dem Rücken der Pferde“. Sie bietet ein großes Spektrum unterschiedlicher Möglichkeiten, einfacher Ansätze und neuer Wege bzw. Formen für die eigene Spiritualität und das geistliche Leben unter den Schlagworten Spirituelle Vielfalt, Pilgern und geistliche Übungen. Patrick Wirges ist überzeugt: „Wir haben einen Glaubensschatz und eine Spiritualität, die lebensdienlich ist. Und wir sind stetig auf der Suche nach neuen Formen, die sich gut verbinden lassen mit unserer christlichen Weltsicht und Spiritualität. Wir können viel lernen von anderen Religionen, spirituellen Traditionen oder Bewegungen. Das gibt es unheimliche viele Möglichkeiten, die sich spannend verbinden lassen.“

Hier geht es zu neuen Webseite