Aachen, - „Unser Land ist einem freiheitlichen Menschenbild verpflichtet, deshalb hat alle staatliche Ordnung und Gewalt dieses Menschenbild zu wahren und zu schützen und damit die Würde, die Unversehrtheit und die Rechte jeder einzelnen menschlichen Person“, betont Bischof Dr. Helmut beim Feldgottesdienst vor rund 300 Soldatinnen und Soldaten in der Aachener Lützow-Kaserne. Deshalb sei der Einsatz in den Streitkräften unseres Landes auf die Verteidigung dieser Überzeugungen ausgerichtet. Das sei um so wichtiger gerade in Zeiten, in denen an vielen Orten auf der Welt militärische Macht pervertiert werde und Menschen durch Waffengewalt unterdrückt werden, weil es nur noch um das Recht des Stärken geht. Ganz aktuell etwa in Myanmar, wo die Militärs nur noch ihre eigenen Privilegien und Gewinne sichern. Oder in Belarus, wo ein „illegitimer ziviler Präsident, der Wahlen gefälscht hat und keine Opposition zulässt“, das Militär gegen das eigene Volk einsetzt. „Demokratie, Freiheit, gleichberechtigt ausgehandelte regelbasierte Ordnungen. All das setzt ja im menschlichen Miteinander das voraus, was immer und in jedem Winkel dieser Erde eingehalten werden muss: die universale Geltung der Menschenrechte und die Geltung des Völkerrechts.“ Dafür stehe auch die Bundeswehr, so der Aachener Bischof.
In diesen Tagen hätte eigentlich die Aachener Heiligtumsfahrt stattgefunden. Doch diese musste aufgrund der Corona-Pandemie auf 2023 verschoben werden – so auch der Tag für die Soldatinnen und Soldaten während der Wallfahrt. Auch der traditionelle Friedensgottesdienst, der einmal im Jahr im Aachener Dom gefeiert wird, musste pandemiebedingt ausfallen. „Der Friedensgottesdienst im Aachener Dom war und ist gerade für Soldatinnen und Soldaten eine besondere Gelegenheit, um innezuhalten und über den Kern unseres Berufes nachzudenken. Diese persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema ist immer wieder wichtig, denn für uns Angehörige der Bundeswehr ist der Einsatz für den Frieden die zentrale Grundlage unseres Berufes“, sagt Brigadegeneral Klaus-Dieter Cohrs, Kommandeur Technische Schule des Heeres und General der Heereslogistiktruppen. Nachdem klar war, dass der Gottesdienst im Dom nicht möglich sein wird, entstand die Idee, Bischof Dr. Helmut Dieser zu einem Feldgottesdienst unter freiem Himmel in die Kaserne einzuladen. „Die spontane Zusage von Bischof Dr. Dieser hat mich zutiefst beeindruckt. Damit kann die Tradition der Friedensgottesdienste fortgesetzt und in die Zukunft getragen werden, wenn gleich auch unter anderen Rahmenbedingungen. Die Durchführung des Friedens- und Feldgottesdienstes in der Lützow-Kaserne ist ein einmaliges und einzigartiges Ereignis. Wir sind konfessionsübergreifend stolz, unseren Aachener Bischof bei uns begrüßen zu dürfen“, so Brigardegeneral Cohrs.
Der Feldgottesdienst auf dem Biwakplatz der Kaserne steht ganz im Zeichen des Friedens. Vorbereitet hat ihn federführend Militärseelsorgerin Maike Seelhorst. Die Militärseelsorge, ein ökumenisches Angebot, hat auch die Friedenskerze gestaltet, die Bischof Dieser im Gottesdienst segnet. Sie soll daran erinnern, dass die Bundeswehr den Auftrag hat, den Frieden zu sichern. Dass dieser Auftrag nur schwer umsetzbar ist, ist eine Grunderfahrung menschlichen Lebens. Umso wichtiger ist das Symbol des Lichtes als Wegweiser für den Frieden. Die Kerze wird nach ihrer Segnung auf den Donnerberg gebracht, wo sie ihren Platz in der Barbara-Kapelle erhalten wird.
Die Feier des Weltfriedenstages mit den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr geht zurück auf die Bitte von Papst Paul VI., der diesen Tag zum 01. Januar 1968 zum ersten Mal ausrief und damit die Bitte verband, dass der Weltfriedenstag in jedem Jahr begangen wird. „Die Militärseelsorge als ‚Kirche unter den Soldaten‘ greift dieses Anliegen seit 1977 auf und lädt in vielen deutschen Diözesen zusammen mit den Ortsbischöfen zu einem Soldatengottesdienst anlässlich des Weltfriedenstages ein. So hat die Feier des Weltfriedenstages auch im Bistum Aachen schon eine sehr lange Tradition“, sagt Monsignore Rainer Schnettker, Leitender Militärdekan. In der Konstitution: Über die Kirche in der Welt von heute (Art. 79 des II. Vatikanischen Konzils) wird der Dienst der Soldatin, des Soldaten definiert: „Wer als Soldat im Dienst des Vaterlandes steht, betrachte sich als Diener der Sicherheit und Freiheit der Völker. In dem er diese Aufgabe recht erfüllt, trägt er wahrhaft zur Festigung des Friedens bei.“
„Der Dienst der Militärseelsorge ist entsprechend ein Dienst an der Person, der Soldatin, des Soldaten, die einen herausfordernden und verantwortungsvollen Dienst leisten soll, als auch ein Dienst am Frieden, der in einer globalen Welt ständig bedroht ist. Beides benötigt eine angemessene Seelsorge, die menschlich und geistlich beisteht und das soldatische Selbstverständnis ethisch reflektiert. Neben dem geistlichen Beistand und der ethischen Reflektion ist aber auch die Gemeinschaft der Glaubenden wichtig: Eine Gebetsgemeinschaft für den Frieden als Dienst und Aufgabe der ganzen Kirche“, betont Rainer Schnettker.
Im Anschluss an den Gottesdienst nahm sich der Aachener Bischof Dr. Helmut Dieser viel Zeit für persönliche Begegnung und Gespräch mit Soldatinnen und Soldaten und betont: „Ich danke Ihnen dafür, dass Sie durch Ihren soldatischen Dienst Ihren Beitrag zum Gemeinwohl erbringen!“ (iba / Na 026)