„Das Heilige Jahr soll uns zu Pilgern der Hoffnung machen“

Das Heilige Jahr startete im Bistum Aachen mit einem Festgottesdienst im Aachener Dom (c) Bistum Aachen/Andreas Steindl
Das Heilige Jahr startete im Bistum Aachen mit einem Festgottesdienst im Aachener Dom
Datum:
So. 29. Dez. 2024
Von:
Stabsabteilung Kommunikation

Der Bischof von Aachen, Dr. Helmut Dieser, hat  zu Beginn des Heiligen Jahres zur Zuversicht aufgerufen.

„Alle Pilgerwege des Heiligen Jahres sollen diesen Anker der Hoffnung in uns neu festmachen und vertiefen“, unterstrich Dieser im Festgottesdienst zum Start des von Papst Franziskus ausgerufenen Jubeljahres im Aachener Dom. 

„Das Heilige Jahr soll uns zu Pilgern der Hoffnung machen – in Rom und in jeder Teilkirche auf der ganzen Welt.“ Gerade in einer Zeit, in der eine große Ernüchterung um sich greife und viele sich ins Private abwendeten oder oder extremistischen Positionen zuwendeten, sei das Kreuz der dringend benötigte Anker, so der Bischof. 

In seiner Predigt umriss Dieser drei Lebensbereiche, die von Ungewissheit gekennzeichnet seien. Von der Euphorie nach dem Ende des Kalten Krieges am Schluss des letzten Jahrhunderts sei nichts mehr übrig geblieben, Krise folge auf Krise, und Kriege und Terror beherrschten die Nachrichtenlage. Alle Bündnisse und Allianzen würden unsicher. Die Digitalisierung sorge dafür, dass alles verändert und kopiert werden könne. Bilder, Stimmen, Kunstwerke, Nachrichten, Patente, Original und Fälschung würden verschwimmen, „Fake“ sei eines der meistbenutzen Worte unserer Zeit geworden, und die Künstliche Intelligenz könne eine ganze Welt künstlich erschaffen, führte der Bischof aus. 
Was den Zusammenhalt der Generationen angehe, so stehe Deutschland durch den Renteneintritt der Boomer-Generation vor tiefen sozialen Umwälzungen. Doch die politische Gestaltung dieser Herausforderung sei nach wie vor ungewiss, wobei das Problem noch durch den Rückgang der Geburtenrate verschärft werde. In diesem Zusammenhang kritisierte der Bischof den Versuch scharf, noch in der Zeit der Minderheitsregierung handstreichartig ein sogenanntes „Recht auf Abtreibung“, also ein Recht auf Tötung des ungeborenen Kindes, einzuführen. „Die Zahl der mehr als 100.000 jährlichen Abtreibungen in Deutschland wird gerade so aber nicht verringert, sondern zum guten Recht verfälscht, das Lebensrecht des ungeborenen Kindes wird verdrängt“, mahnte Dieser. „Und die belastete Situation von Frauen in Problemschwangerschaften soll so pauschal und nicht mehr durch geduldige Einzelfallberatung gelindert und gelöst werden.“ Der Generationenzusammenhalt erscheine so insgesamt vielfach belastet. 

Ein besonderes Kreuz

Des Weiteren verwies der Bischof von Aachen in seiner Ansprache auf die Anregung von  Papst Franziskus, in jeder Teilkirche in der jeweiligen Kathedrale während des gesamten Heiligen Jahres ein Kreuz besonders zu schmücken und zu zeigen. Dieses stehe im Aachener Dom direkt neben dem Altar. Der Bischof erläuterte darüber hinaus, dass er selbst sich den Vers „O crux, ave, spes unica!“ als Deutung für sein Brustkreuz ausgesucht habe. Dieser Vers laute auf Deutsch: Sei gegrüßt, ja sei willkommen, du Kreuz, du einzigartige Hoffnung. „Einzigartig ist diese Hoffnung, denn das Kreuz des Gottessohnes konnte sich kein Mensch ausdenken oder in Kraft setzen“, hob der Bischof hervor. „In keiner kulturellen oder politischen Tradition irgendeiner Menschheitsgruppe gibt es eine Hoffnung, die von einem zum Tod Verurteilten und zu Tode Gequälten ausgeht.“ Gerade das sei an Jesus Christus wahr geworden: Er habe unser Fleisch angenommen, und in diesem Menschenleib habe er gelitten und sei er ans Holz des Kreuzes gehängt worden. So sei er zum Inbegriff aller menschlichen Hoffnungslosigkeit und zum Ort des Sieges aller Chaosmächte geworden. „Doch Gott hat den Gekreuzigten auferweckt“, so Dieser.

Weil Jesus in dem sei, was seinem Vater gehöre, treibe er durch das Kreuz die Hoffnung Gottes bis ins Unterste hinab und richte sie durch seine Auferstehung und Himmelfahrt bis zu Gottes Thron hinauf neu auf. „An ihn glauben hebt uns deshalb nicht aus der Geschichte heraus, aber schützt uns davor, das Reich Gottes schon auf Erden vollendet sehen zu müssen“, mahnte Dieser. „Teilerfolge, Kompromisse, Zusammenarbeit über Lager hinweg müssen so politisch immer möglich sein.“ An Jesus zu glauben bewahre aber auch davor, am Menschen zu verzweifeln und sich selbst besser machen zu müssen, als man sei. „Statt ,Fake´ zu erliegen und zu betreiben, lernen wir, die Wahrheit auszuhalten und bei ihr zu bleiben, auch traurige und schmerzliche Wahrheit“, betonte Dieser. „Die Wahrheit ist immer auch Gottes Wahrheit mit uns.“ Deshalb biete das Heilige Jahr ganz besondere Gelegenheiten zu Buße und Versöhnung, zu Beichte und Heilung. Und schließlich mache der Glaube an Jesus uns Menschen zu Hoffnungsträgern für Alt und Jung, als Jüngere gegenüber der älteren Generation, die man nicht sich selbst überlasse, und als Ältere gegenüber der jüngeren Generation, indem sie sich an das Gebot der Nächstenliebe hielten und keine Ressourcen nur für sich zusammenrafften.

Drei Pilgerorte im Bistum

Abschließend gab Dieser bekannt, dass im Bistum Aachen drei Pilgerkirchen zum Heiligen Jahr errichtet würden, an denen das ganze Jahr über das Bußsakrament und der Jubiläumsablass empfangen werden könnten: der Aachener Dom und die beiden päpstlichen Basiliken in Mönchengladbach und Steinfeld. Ebenfalls das ganze Jahr über solle es ein Angebot geben, niederschwellig wieder in die katholische Kirche eintreten zu können. 

„Zu unseren Pilgerkirchen planen wir auch zwei diözesane Wallfahrten: nach Steinfeld im Frühjahr und nach Mönchengladbach im Herbst“, kündigte Dieser an. „Darüber hinaus lade ich alle Regionen, Pastoralen Räume und Pfarreien, Verbände und Einzelpilger ein, Pilgerfahrten nach Rom oder zu diesen drei Pilgerkirchen in unserem Bistum zu planen und zu unternehmen.“

Das Heilige Jahr

Das Heilige Jahr 2025 steht unter dem Leitwort „Pilger der Hoffnung“. Es ist ein sogenanntes ordentliches Heiliges Jahr, das alle 25 Jahre stattfindet.
Das Heilige Jahr, auch Jubeljahr genannt, ist ein wichtiges Ereignis in der katholischen Kirche. Gläubige auf der ganzen Welt können dadurch eine engere Verbindung zu ihrem Glauben und ihrer Gemeinschaft finden. Es erinnert an die Botschaft von Gnade, Vergebung und Erneuerung, die Menschen seit Jahrhunderten inspiriert.
Auch im Bistum Aachen wird das Heilige Jahr unter diesem Motto mit Gottesdiensten, spirituellen Angeboten und Pilgerfahrten gefeiert. Drei besondere Pilgerorte werden dabei im Fokus stehen: Aachener Dom, Basilika St, Potentinus (Kloster Steinfeld) und Basilika St. Vitus in Mönchengladbach. Unter anderem sind zwei Pilgertage mit Bischof Dr. Helmut Dieser in Mönchengladbach und Steinfeld geplant.

Weitere Infos: www.bistum-aachen.de/Pilgern/heiligesjahr

Predigt von Bischof Dr. Helmut Dieser zur Eröffnung des Hl. Jahres

Impressionen der Eröffnungsfeier

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