Der Aachener Bischof Dr. Helmut Dieser hat die Caritas ermutigt, „immer die Erste zu sein, die auf jemanden zugeht, und Beziehung zu wagen“. Dabei berief er sich auf den sozialen Gedanken, der in Europa fest verankert sei und im Christentum im Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe seinen Ursprung habe. Der Bischof sprach vor den Leitungen der Caritasverbände im Bistum Aachen.
Der Bischof zitierte dazu den Begründer und ehemaligen Leiter der ökumenischen Glaubensgemeinschaft von Taizé, Frère Roger Schutz. Er hatte gesagt: "Lebe das, was du vom Evangelium verstanden hast. Und wenn es noch so wenig ist. Aber lebe es." Dies sei nicht so zu verstehen, dass es genüge, bei "einem Wenig vom Evangelium" stehen zu bleiben, sondern: Wer wirklich mit dem ernsthaft beginne, was er verstanden habe, habe die Chance, immer mehr in das Ganze des Glaubens hineinzuwachsen. Dies zu ermöglichen, sei Aufgabe der Kirche und damit auch der Caritas. „Die Caritas ist nicht Teil der Kirche, sie ist Kirche“, sagte Dieser. Er räumte ein, dass es für viele eine Herausforderung sei, sich in der Kirche und für die Kirche zu engagieren. Als eine Ursache nannte er die vielen Missbrauchsfälle in der Kirche. Diese seien für die Betroffenen „unglaublich zerstörerisch".
Bischof Dieser war auf Einladung von Diözesancaritasdirektor Stephan Jentgens ins Haus Overbach in Jülich zur Klausurtagung der RCV-Konferenz gekommen – so heißt die Konferenz der Vorstände und Geschäftsführer der sieben regionalen Caritasverbände im Bistum Aachen und der Leitungskonferenz des Caritasverbandes für das Bistum Aachen. Er wollte sich über die Arbeit der Caritas informieren und über den Veränderungsprozess „Heute bei dir“ im Bistum Aachen sprechen. Es war der erste Besuch dieser Art eines Aachener Diözesanbischofs bei den Spitzen der Caritasverbände in der Diözese.
Jentgens begrüßte den Bischof in der RCV-Konferenz. Die verbandliche Caritas sei ein wichtiger Teil der kirchlichen Arbeit im Bistum und zudem ein bedeutender Arbeitgeber. 36.000 Menschen seien dort beschäftigt, sagte Jentgens. Die Vorstände und Geschäftsführer der regionalen Caritasverbände stellten anschließend ihre Verbände vor. Sie informierten über die Tätigkeitsschwerpunkte und die Finanzierung ihrer Arbeit, zu denen auch Kirchensteuermittel gehören. Die Mitarbeitenden lebten jeden Tag Evangelium, Kirche und Nächstenliebe, verdeutlichten die Caritas-Vertreter. Bischof Dieser, der mit den Caritasverbänden auch über die Beschlüsse aus dem „Heute bei dir“-Prozess sprach, sagte, aus den Schilderungen werde deutlich, dass Caritasorte Orte von Kirche seien. Bischof Dieser bat die Vorstände und Geschäftsführungen der Caritasverbände, den Mitarbeitenden seinen Dank für ihr Engagement auszurichten. „Nichts ist selbstverständlich, sondern vielmehr Grund für Dankbarkeit. Nur das eine ist selbstverständlich: Gott. Wir sind gewollt“, sagte Dieser.
Für die regionalen Caritasverbände dankte Ute Stolz, Vorstandssprecherin des Caritasverbandes für die Region Eifel, dem Bischof für den Austausch und machte ein Angebot, den Dialog fortzusetzen: „Die Caritas steht bereit zum Austausch. Wir sind da.“