Aachen, (iba) – Den Respekt voreinander zu behalten, dazu hat Bischof Dr. Helmut Dieser in seiner diesjährigen Predigt zu Pfingsten im Aachener Dom aufgerufen. Aneinander vorbeizureden tue keinem gut. Das könne man momentan in der Politik in Deutschland beobachten, aber auch in vielen westlichen Staaten wie den USA, Großbritannien, Österreich, Griechenland oder Italien ständen Gesellschaften unter Zerreißproben und Regierungen unter großem Druck oder zerbrächen.
Auch die Kirche biete ein ähnliches Bild. „Viele trauen dem Reden nicht mehr. Sie wollen Taten sehen. Es gibt erschreckende Äußerungen von Wut und Ungeduld. Drohungen werden formuliert: Wenn nicht bald, wenn nicht jetzt, dann! Das Klima ist sehr gereizt. Wir finden kaum zusammen. Wir reden aneinander vorbei. Wut, Schmähung, Angriff auf den vermeintlichen Gegner, das liegt dann von allen Seiten aus nahe. Und mitunter nicht weniger aggressiv und ungezügelt wie in der Politik.“
In einer solchen geistigen Großwetterlage müsse die Pfingstbotschaft wie eine Zumutung vorkommen. „Was da erzählt wird, ist kein Bericht über zähe Verhandlungen mit einem kompromisshaften, mehr oder weniger tragfähigem Ergebnis am Ende. Hier wird ein Wunder erzählt: Über alles Menschenmögliche hinaus führt der Heilige Geist eine Einigungsbewegung herbei.“ Das Pfingstfest verkünde die unfassbare und unauslöschliche Verheißung: „Gott schafft Verständigung. In unser Reden will Gottes Geist hineinbrausen. Er bewirkt, dass wir einander verstehen.“
Aber, fragte der Bischof: „Glauben wir daran, dass wir nicht nur unter uns sind, wenn wir reden?!“ Das gelte für den Chatroom und die sozialen Medien. Das gelte für die GdG-Rats-Sitzung und die Teilprozessgruppe. Das gelte für die eigene Familie, den Kreis der Kolleginnen und Kollegen, die Pastoralkonferenz. „Wenn wir reden, sind wir nicht allein und wollen wir auch nicht allein und nur auf uns selbst gestellt sein!“ Unser Reden müsse immer gläubig und ehrfürchtig bleiben, so Dieser. „Ohne den Glauben an Gott und an das, was er tut, verlieren wir allen Respekt. Wir werden nur noch Opfer unserer eigenen Wut. Pfingsten zeigt uns: Das Wunder des Redens und Verstehens ist das größte Geschenk Gottes auch für unsere Zeit.“ (iba/Na044)