Unbekannte haben den Adveniat-Partner Marcelo Pérez (51) im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas erschossen. Dort hatte er sich seit fast zwei Jahrzehnten für die Rechte der indigenen Bevölkerung und gegen die Gewalt der organisierten Kriminalität eingesetzt.
„Marcelo Pérez war und ist ein Symbol des friedlichen Widerstands. Er unterstützte die Gemeinden von Chiapas darin, ihre Würde und Rechte zu verteidigen und einen echten Frieden zu schaffen“, so die Adveniat-Expertin für Mexiko Rebekka Konté. Der Priester kämpfte für die indigene Bevölkerungsgruppe der Tzotzil, der er selbst angehörte, und organisierte Friedensmärsche. Als Mediator verhandelte Pérez mit Kartellen, Bürgerwehren und staatlichen Autoritäten, um ein Ende der Gewalt zu erreichen.
Kurz nachdem Pérez am Sonntagmorgen (Ortszeit) einen Gottesdienst in der Stadt San Cristóbal de las Casas gefeiert hatte, gaben zwei Männer mehrere Schüsse auf ihn ab. Der Menschenrechtsaktivist hatte schon mehrfach Morddrohungen erhalten und war daher von kirchlicher Seite zu seinem Schutz von seiner ländlichen Gemeinde nach San Cristóbal de las Casas versetzt worden. Von den staatlichen Autoritäten wurden zu keiner Zeit Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, obwohl Kirche, das mexikanische Menschenrechtszentrum Frayba (Centro Fray Bartolomé de las Casas) sowie verschiedene internationale Organisationen dazu explizit aufgefordert hatten.
Der Bundesstaat Chiapas ist geprägt von regelmäßigen bewaffneten Konflikten zwischen den Kartellen Jalisco Nueva Generación und Sinaloa sowie deren Unterorganisationen, die um die Kontrolle des Gebietes kämpfen. Gerade die indigenen und ländlichen Gemeinden sind gewaltsamen Vertreibungen ausgesetzt, es kommt zu willkürlichen Gewaltakten und Morden. Diejenigen, die sich wehren und für die Wahrung der Menschenrechte kämpfen, werden bedroht oder – wie Marcelo Pérez – ermordet. Die organisierte Kriminalität hat Politik und staatliche Institutionen so stark korrumpiert, dass Gewalt meist straflos bleibt. Die Diözese San Cristóbal, die mexikanische Bischofskonferenz und die mexikanische Jesuitenprovinz fordern eine umfassende Aufklärung des Mordes. Zudem rufen sie die mexikanische Regierung mit Nachdruck auf, ihre Anstrengungen im Kampf gegen die Gewalt und fehlende Strafverfolgung in Chiapas deutlich zu erhöhen.
Die Menschen vor Ort wissen nicht, wem sie noch vertrauen oder an wen sie sich wenden können, so Rebekka Konté. In dieser Situation fördert das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat verstärkt Projekte zur Stärkung von Menschenrechts- und Friedensarbeit sowie zur Konfliktbewältigung. Aktuell unterstützt Adveniat allein im Gebiet von Chiapas 41 Projekte mit über 800.000 Euro, wozu auch das Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de las Casas zählt. Die langjährige Adveniat-Partnerorganisation unterstützt indigene Gemeinschaften dabei, gegen politische, physische und psychosoziale Gewalt vorzugehen. Für die Friedensarbeit ist zudem die Partnerorganisation SERAPAZ in Chiapas aktiv. Auf landesweiter Ebene unterstützt Adveniat den nationalen Friedensprozess, welcher von der Kirche angestoßen wurde.
Adveniat, das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland, steht für kirchliches Engagement an den Rändern der Gesellschaft und an der Seite der Armen. Getragen wird diese Arbeit von vielen Spenderinnen und Spendern – vor allem auch in der alljährlichen Weihnachtskollekte am 24. und 25. Dezember. Adveniat finanziert sich zu 95 Prozent aus Spenden. Die Hilfe wirkt: Im vergangenen Jahr konnten 1.200 Projekte mit rund 31 Millionen Euro gefördert werden, die genau dort ansetzen, wo die Hilfe am meisten benötigt wird: an der Basis, direkt bei den Menschen vor Ort.