Nürnberg/Frankfurt am Main (21. Januar 2024). „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben und deinen Nächsten wie dich selbst“, unter dieser Aufforderung aus der Bibel beten Christen in diesen Tagen weltweit für die Einheit der Christen und ein friedliches Miteinander in Kirchen und Gesellschaft. Der zentrale deutschlandweite Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen fand in der Kathedrale der Rumänisch-Orthodoxen Metropolie für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa in Nürnberg statt. Hochrangige Vertreter der Evangelischen Allianz in Deutschland (EAD) und Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) griffen das Gebet Jesu um Einheit auf und baten ihre Gemeinden, diese Einheit vor Ort zu leben.
Zu dem Gottesdienst am Sonntag, dem 21. Januar 2024 um 17:00 Uhr in die seit dem Jahr 2000 zu einer orthodoxen Kathedrale umgebauten, vormals evangelisch-lutherischen Kirche hatte die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) gemeinsam mit der ACK in Bayern und der ACK Nürnberg eingeladen. Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter von Kirchen und christlichen Gemeinschaften aus dem gesamten Bundesgebiet hatten sich zu dem Gottesdienst und dem anschließenden Empfang angekündigt und dadurch dem Ruf nach Einheit Bedeutung verliehen, darunter auch der gesamte Vorstand der ACK in Deutschland und Dr. Reinhardt Schink, Vorstand der EAD. Entsprechend gefüllt war die Kathedrale, aus der der Gottesdienst per Livestream übertragen wurde.
In seiner Predigt über den barmherzigen Samariter forderte der Vorsitzende der ACK in Deutschland, Erzpriester Radu Constantin Miron, selbstkritisch einen Perspektivwechsel in der Ökumene ein, der dazu anrege, sich in seinen Nächsten hinein zu versetzen: „Ökumene ist eben nicht eine Mediation zwischen zerstrittenen Eheleuten oder eine Koalitionsverhandlung zwischen Parteivertretern. Ökumene ist kein weltlicher oder kirchenpolitischer Vorgang, sondern an erster Stelle ein geistlicher Prozess der Umkehr und des die Perspektive Wechselns“.
Zum wiederholten Mal bezeugten ACK und EAD ihre Verbundenheit in den beiden Gebetswochen gemeinsam. Dennoch mahnte der orthodoxe Erzpriester Miron: „Wenn die Ökumenische Gebetswoche ein erlahmtes Ritual der Routine geworden ist, wird sie uns nicht weiterbringen. Wenn sie aber Zeichen der Umkehr und des Perspektivenwechsels in unserem persönlichen, in unserem innerkirchlichen, in unserem zwischenkirchlichen, ja sogar in unserem gesellschaftlichen Miteinander wird, dann lohnt es sich doch, sie ‚wieder und wieder‘ zu beginnen und zu feiern.“
In ihrem Grußwort für die Stadt Nürnberg griff die Stadträtin und SPD-Fraktionsvorsitzende Christine Kayser das Motto der Gebetswoche auf: „Das in Burkina Faso gewählte Motto passt auch zu den unruhigen Zeiten in unserem Land, wo Anfeindungen mittlerweile gang und gäbe sind. Auch hier lohnt es sich, auf den Mitmenschen zu blicken, ihn zu achten, und ihn erst einmal zu hören, bevor man über ihn redet. Das Wort Nächstenliebe heißt doch so viel wie Wertschätzung. Und damit ist es auch in unserer Gesellschaft aktuell und von großer Bedeutung.“
Traditionell wird die Gebetswoche für die Einheit der Christen in der nördlichen Hemisphäre vom 18. bis 25. Januar begangen. Dieser Zeitraum wurde 1908 von Paul Wattson, dem Initiator der Gebetswoche, vorgeschlagen, weil er zwischen den Festen von St. Peter und St. Paul liegt und ihm so eine symbolische Bedeutung der Einheit beider Apostel zukommt. In der südlichen Hemisphäre schlug die Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) bereits 1926 vor, zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten die Gebetswoche zu begehen. Auch dies ist ein symbolisches Datum für die Einheit der Kirche. Im Bewusstsein, dass Flexibilität notwendig ist, lädt der ÖRK dazu ein, „die Materialien das ganze Jahr über zu verwenden, um die bereits erreichte Gemeinschaft zwischen den Kirchen auszudrücken und gemeinsam für jene volle Einheit zu beten, die Christus will.“
Die Materialien zur diesjährigen Gebetswoche für die Einheit der Christen kommen aus dem westafrikanischen Land Burkina Faso. Sie sind zu finden unter www.gebetswoche.de.