Jahr für Jahr pilgern Tausende auf dem Jakobsweg zu Fuß, mit dem Rad, mit dem Bus nach Santiago de Compostela in Spanien.
Jakobus (der Ältere), der Sohn des Fischers Zebedäus, gehörte zu den engen Vertrauten Jesu. Er starb im Jahre 44 nach Christus von Herodes verurteilt den Märtyrertod.
Die Legende spricht von ihm als dem ersten Evangelisten, der in Spanien das Christentum verbreitet hatte. Der Überlieferung nach wurden seine sterblichen Überreste Anfang des 9. Jahrhunderts wieder entdeckt. Der Ort der Entdeckung wurde als Santiago de Compostela bekannt.
Ende des 10. Jahrhunderts bereits gehörte Santiago de Compostela mit Jerusalem und Rom zu den drei größten Pilgerzielen der christlichen Welt.
Menschen aller Schichten, Männer und Frauen, machten sich auf an das Ende der damals bekannten Welt, um Jakobus ihre Verehrung zu bezeugen und an seinem Grab Gott näher zu sein. Das dorthin benutzte Wegenetz beförderte nicht nur Menschen, sondern auch Ideen über Kunst, Kultur und Medizin, es beförderte den Handel und brachte Wissen von fremden Sitten und Gebräuchen. Es formte auf seine Weise das Europa, das wir heute kennen.
Pilger aus dem Norden und dem nördlichen Mitteldeutschland, die zum Grab des Apostels Jakobus nach Santiago de Compostela in Gallicien zogen, suchten hauptsächlich über Köln und Aachen (der sogenannten "Niederstraße"), zuweilen auch über das Moseltal Anschluss an die nördlichen französischen Wege.
Pilger aus dem südlichen Mitteldeutschland und aus dem oberdeutschen Raum zogen auf der "Oberstraße" über Einsiedeln und Genf ins Rhonetal und nahmen die beiden südlichen Routen. Bei Puente la Reina, jenseits der Pyrenäen, stoßen die Wege zur großen Pilgerstraße aufeinander, dem „Camino Frances", auf dem die Pilger nach etwa 700 Kilometern das Grab des Heiligen Apostels in Santiago de Compostela im Nordwesten Spaniens erreichen.
Seit den 1970er Jahren hat die Pilgerschaft auf dem Jakobsweg einen großen Aufschwung erlebt. 1982 besuchte Papst Johannes Paul II. Santiago de Compostela und rief den alten Kontinent auf, seine Wurzeln wieder zu beleben. Der Europarat erklärte 1987 den Weg zum ersten europäischen Kulturweg. Wurden damals gut 3.000 Pilger pro Jahr registriert, waren es im Jahr 2003 über 74.000 aus allen Ländern der Erde. Im Jahr 2008 wurden 125.133 Pilger registriert.
Da der Pilgerweg Menschen aus allen Nationen anzieht, entwickelt sich heute auf diesem Weg auf Grundlage des gemeinsamen Pilgerstatus eine praktische internationale Verständigung ungeachtet der Herkunft, des Alters, des Ansehens und des Geschlechts.