In die Ställe unseres Lebens und der Welt ...

Impuls für Dezember von P. Bernd Schmitz CO, Aachen

Pfr. Bernd Schmitz CO
Pfr. Bernd Schmitz CO
Datum:
Do. 28. Nov. 2024
Von:
Ordensbüro

Vor vielen Jahren habe ich in Benediktbeuern studiert. Dort erzählte mir eine Frau folgendes Erlebnis: Als Kind habe sie in der Nähe eines Klosters gewohnt. 

Ihr Vater habe bei den Schwestern gearbeitet und so sei auch sie mit ihnen gut bekannt gewesen.

Als junge Frau sei sie dann noch einmal in “ihrem” Kloster zu Besuch gewesen. In einem der vielen Klosterflure fand sie eine Schwester, die mit hochrotem Kopf und auf den Knien dabei war, den Boden zu schrubben. “Um Gott willen, was machen sie denn da?”, fragte sie die Ordensfrau. Diese schaute sie fast verständnislos an: “Bald ist doch Weihnachten. Da muss doch alles biltzsauber sein!” - “Meinen Sie”, entgegnete die Besucherin. “Meinen sie, im Stall von Bethlehem war es damals so blitzsauber?”

Diese Geschichte begleitet mich seither und tröstet mich zuweilen, wenn an  Weihnachten meine adventliche Todo-Liste noch eine bedenkliche Länge aufweist, weil ich mir wieder einmal zuviel vorgenommen habe.

Und trotzdem ist Weihnachten geworden. Jesus will ja gerade in die Unvollkommenheiten meines Lebens und der Welt kommen. - Wenn alles in Ordnung gewesen wäre, hätte er sich die Mühe sparen können.

Der Herr kommt nämlich nicht erst, wenn alles auf Hochglanz poliert  und der rote Teppich ausgerollt ist, wie bei einem Staatsbesuch. Er möchte nicht, dass wir potemkinsche Dörfer aufbauen - Kulissen, die alles Unschöne verdecken. So geschieht es ja zuweilen bei Olympischen Spielen. Damit die Welt die negativen Seiten nicht sieht, werden Menschen und Bereiche, die nicht ins perfekte Bild passen, versteckt.

Unser Gott ist da anders. Er möchte, dass wir uns nicht mehr vor ihm verstecken, so wie es schon die ersten Menschen taten, als sie das Vertrauen Gottes gebrochen hatten (vgl. Genesis 3,8). Vielleicht war dies sogar die eigentlich Sünde der ersten Menschen: Dass sie nicht zu ihrer Sünde gestanden haben.

Gott will nicht gelecktes Äußeres als Voraussetzung für sein Kommen.  Er will nicht, dass wir ihm und uns etwas vormachen.

Weihnachten zeigt, dass er bereit ist in die Ställe unseres Lebens und der Welt zu kommen. Das Einzige, was Gott sich von uns wünscht, ist die Offenheit, ihn aufzunehmen in die Umvollkommenheit unseres Lebens und die Bereitschaft, ihm in diesen Unvollkommenheiten Wohn- und Lebensraum zuschenken.

Dann kann sich unser Leben von innen heraus wandeln, denn wenn Gott zu uns steht, dann können auch wir zu uns stehen und das ist die Voraussetzung, uns und sogar die Welt zu verändern.

P. Bernd Schmitz CO