Es ist doch tatsächlich schon wieder Oktober!!

Impuls für Oktober von Sr. Jordana Schmidt OP, Krefeld

SrJordana
SrJordana
Datum:
Mi. 27. Sept. 2023
Von:
Ordensbüro

Schon wieder Herbst und die letzten Monate des Jahres sind angebrochen. Mein Blick auf diese Jahreszeit verändert sich mit den Jahren.

Ich gehöre nun nicht mehr zu den „Jungen“ – auch wenn ich mich noch so fühle, und es fallen auch bei mir „Blätter“. Meine Haare werden zwar nicht bunt, doch langsam grau, meine Kraft ist nicht mehr die, wie vor 20 Jahren. Noch zeigen sich manche Fähigkeiten in voller Farbenpracht, aber Veränderung steht an, das spüre ich. Auch Äußerlich wird die Zukunft kein Füllhorn mehr sein, wir werden Abstriche machen müssen, loslassen von Gewohnheiten, die der Umwelt schaden. Auch die Kirche verändert sich und muss lernen von so manchem Abschied zu nehmen. Das geht und ist nötig. 

Deswegen betrachte ich in diesem Jahr besonders intensiv das Geschehen in der Natur mit Gott zusammen und vor diesem Hintergrund. Ich spüre, dass es Zeit ist, mich nochmal neu in Gott zu verwurzeln. Gerade wenn so manches losgelassen werden muss. Meine Verlusterfahrungen kann ich nur tragen und ertragen, wenn ich mich verbunden weiß mit einer Lebensquelle, die aus meiner Gottesbeziehung heraus kommt, unabhängig von äußeren Bedingungen. Auch als Ordensfrau bekomme ich diese Beziehung nicht geschenkt. Ich weiß, von Gott her ist das Herz offen, aber wenn ich selbst mir nicht die Zeit dafür nehme, dann werden meine Wurzeln flacher und ich stehe in der Gefahr beim nächsten Sturm, oder gar Windhauch, umzufallen. Ist mir immer wieder mal passiert. Ich habe einfach zu wenig Zeit in meine Beziehung zu Gott investiert, sie als zu selbstverständlich angesehen und sie manchmal sogar herausgefordert. Es lebt sich auch ohne Gott irgendwie, aber ich merke, mir fehlt etwas Existenzielles. Ich brauche diese Beziehung für mein Leben! In der Bibel wird der Baum oft als Bild für den Menschen, für das Volk und seine Lebendigkeit und Fruchtbarkeit genommen: der Baum, der am Wasser (Gottes) gepflanzt ist und grün bleibt und Früchte trägt (Psalm 1,3 und Jer. 17,8), Bäume die umgehauen werden, weil sie keine Früchte tragen (Lk. 3,9), um nur einige zu nennen. 

So kann das Naturschauspiel des Oktobers ein wunderbares Bild für mein Leben sein. Ein Bild, was ich bei jedem Blick aus dem Fenster (sofern es dort Bäume gibt) meditieren, verinnerlichen kann. Leben ist Blühen, Wachsen, aber eben auch Loslassen und Abgeben, Leere, Kahlheit. Und jeder Blick auf den bunten Baum, oder den, der schon mit wenigen Blättern dort steht, kann mich erinnern, meine Wurzeln des Glaubens wachsen zu lassen, damit ich in allen Lebenszeiten und Herausforderungen fest stehe und immer wieder die Kraft habe, Neues hervorzubringen, wenn die Zeit dafür reif ist. 

In diesem Sinne, einen wundervollen Herbst

Ihre Sr. Jordana