„Da nahm Símeon das Kind in seine Arme und pries Gott… Zu derselben Stunde trat Hannah hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten“ (Lk 2,28; 38).
Der greise Simeon und die betagte Prophetin Hannah sind ungewöhnliche alte Leute, denn sie setzen ganz auf die Zukunft. Sie leben nicht in der Vergangenheit, schimpfen nicht darüber, wie alles immer schlechter wird, sondern sind hellwach für gegenwärtiges und künftiges Geschehen. Die Hoffnung in die Zukunft der Welt ist in den beiden sehr lebendig. Reicher Segen wird über das Kind im Tempel von Jerusalem gesprochen. Simeon und Hannah erkennen in dem Kind den Hoffnungsträger für Israel und die Heidenvölker. Bei dieser Gelegenheit kommt es zur Begegnung zwischen Alter und Jugend, zwischen den ehrwürdigen Hochbetagten und den jungen Eltern mit dem Jesuskind.
Auch in unseren Gemeinschaften begegnen sich verschiedene Generationen. Welcher Geist in einer Gemeinschaft lebendig ist, hängt auch davon ab, wie es um den Zusammenhalt der Schwestern und Brüder bestellt ist – gerade in Krisenzeiten. Dann heißt es, versöhnlich aufeinander zugehen.
Der Hl. Eugen von Mazenod (1782-1861) liebte die Begegnung mit jungen Menschen. Er nahm regen Anteil an der Ausbildung seiner jungen Oblaten. An ihnen, den Kandidaten, entscheidet sich das Schicksal und die Zukunft der Gemeinschaft und ihrer Sendung in der Welt. Die jungen Menschen sind die Hoffnung der Kongregation. Eugen blickt voller Vertrauen auf ihre Bemühungen, treu zu sein, und schreibt: „Wie ihr wisst, seid ihr die Hoffnung unserer Gemeinschaft. Ihr könnt also meine Freude ermessen, wenn ich sehe, wie ihr auf den Wegen des Herrn voranschreitet“. Eugen ist voller Zuversicht, dass die jungen Menschen ihren Beitrag zur Entwicklung der Gemeinschaft leisten werden. Durch sie sieht er die Wunder voraus, die in seinem Missionswerk vollbracht werden: „Ich freue mich schon jetzt auf die Segnungen, die der Herr Euch als Belohnung für Eure Treue zukommen lassen wird. Gott wird durch Euch verherrlicht, und unserer geliebten Kongregation wird in der Kirche Ehre zuteil“.
Weil er die Ausbildung der Kandidaten so genau im Auge hat, macht sich Eugen die Mühe, jedem Einzelnen anlässlich seiner Gelübde und Priesterweihe persönlich zu schreiben und sie geistlich zu erbauen. Seine Anweisungen sind konsequent, und er greift mit Autorität ein, um Missbräuche zu korrigieren. Wenn er aber streng ist, dann deshalb, weil er die jungen Ordensleute liebt und um ihr Wohl besorgt ist. So kann er zu den Novizen und Seminaristen sprechen: „Wie sehr ich Euch liebe. Ich fühle es, wenn ich bei Euch bin. Ich fühle es, wenn ich weit weg von Euch bin. Ich denke immer an Euch, und Ihr lebt in meinem Herzen. Ich danke Gott dafür“. In zahlreichen Briefen lässt der Hl. Eugen erkennen, wie sehr er in den jungen Mitbrüdern ein Geschenk Gottes sieht: „Ich habe Gott immer für dieses Geschenk gedankt, ein besonderes Geschenk, das er mir zukommen ließ“. Die älteren Mitbrüder bittet er, ihre Gebete und körperlichen Gebrechen für die Ordensjugend aufzuopfern.
P. Athanasius Wedon OMI