'Ökumene' meint zunächst die gesamte bewohnte Erde. Wir verstehen darunter das Bemühen, die Einheit der Christen auf der ganzen Welt wiederherzustellen. Denn Jesus Christus hat nur eine Kirche gegründet. Trotz der Einheit im Tiefsten, die er ihr mitgegeben hat, existieren mehrere christliche Konfessionen nebeneinander. Das Bestreben der ökumenischen Arbeit ist, 'die zwischen den Christen bestehende teilweise Gemeinschaft bis zur vollen Gemeinschaft in der Wahrheit und in der Liebe wachsen zu lassen' (Enzyklika Papst Johannes Paul II., Ut unum sint, Nr. 14). Mit dem II. Vatikanischen Konzil hat sich die Katholische Kirche 'unumkehrbar dazu verpflichtet, den Weg der Suche nach der Ökumene einzuschlagen und damit auf den Geist des Herrn zu hören, der uns lehrt, aufmerksam die 'Zeichen der Zeit' zu lesen.' (Ebd. Nr. 3).
Die theologische Arbeit der letzten Jahrzehnte hat gezeigt, dass in vielen Fragen des Glaubens ein Grundkonsens besteht. Für die Lehre von der Rechtfertigung des Christen durch Gott wurde dieser Grundkonsene zwischen den lutherischen Kirchen und der katholischen Kirche in der Gemeinsamen Erklärung und der Gemeinsamen Offiziellen Feststellung, die am 31. Oktober 1999 in Augsburg unterzeichnet wurden, festgehalten. In der Frage nach Wesen und Funktion der sichtbaren Kirche und damit verbunden der des Amtes in der Kirche, vor allem des Bischofs und des Papstes, bestehen jedoch die Unterschiede weiter und bilden auch in Zukunft Aufgaben für die Arbeit der Theologen.
In allem gilt: 'Es gibt keinen echten Ökumenismus ohne innere Bekehrung. Denn aus dem Neuwerden des Geistes, aus der Selbstverleugnung und aus dem freien Strömen der Liebe erwächst und reift das Verlangen nach der Einheit' (Konzilsdekret Unitatis redintegratio Nr. 7)