„Die Kirche im Bistum Aachen steht für eine Kirche der Schöpfungsspiritualität und -verantwortung. In der Herausforderung sozialer und klimabedingter Krisen und Katastrophen, vor Ort und weltweit, menschengemacht durch übermäßig konsumorientierte Wirtschaftsformen und Lebensstile, sehen wir die Chance und Notwendigkeit einer inneren und äußeren Umkehr zur Nachhaltigkeit.“
So hat es der Synodalkreis an dessen Votum sich der Bischof von Aachen gebunden hat, zum Abschluss der zweiten Beratungsphase des diözesanen Gesprächs- und Veränderungsporzesses „Heute-bei-Dir“ im Mai 2022 beschlossen. Der Beschluss bezieht sich ausdrücklich auf die Enzyklika „Laudato sí“ von Papst Franziskus und die Pariser Klimaziele als Grundorientierungen sowie auf die anstehenden Transformationsprozesse im Rheinischen Revier als Handlungsfeld.
Synodalkreisbeschluss zur Nachhaltligkeit
Über diese Grundorientierungen und die Bedeutung des Transformationsprozesses gibt es eine breite Übereinstimmung bei vielen Akteuren. Bei der Beurteilung, welche konkreten Konsequenzen sich daraus im politischen Handeln ergeben, gibt es deutliche Unterschiede.
Am 4. Oktober 2022 haben NRW-Landesministerin Mona Neubaur, Bundesminister Robert Habeck und der RWE Vorstandsvorsitzende Markus Krebber eine politische Verständigung zum vorgezogenen Kohleausstieg im Rheinischen Revier vorgelegt. Demnach bleiben die Dörfer Keyenberg, Berverath, Ober- und Unterwestrich und Kuckum erhalten. Ebenso wie drei alte, zu Holzweiler gehörende Höfe. Der Tagebau wird gegenüber der Leitentscheidung von 2021 erneut eingeschränkt. Dies begrüßt das Bistum Aachen ausdrücklich.
Die Ortschaft Lützerath hingegen soll abgebaggert werden. Zu der energiepolitischen und bergbaulichen Notwendigkeit, Lützerath abzubaggern, verweisen die Landesregierung und die Klimabewegung jeweils auf einander widersprechende Gutachten von Fachinstituten. Eine abschließende Beurteilung liegt nicht in der Kompetenz und Zuständigkeit des Bistums.
Das Bistum Aachen respektiert die Entscheidungen der demokratisch gewählten Regierungen und die Handlungskonsequenzen, die sich daraus ergeben. Zugleich verstehen das Bistum die Entscheidungen jener, die zu einer anderen Beurteilung als die Regierungen kommen. Wenn sie zivilen und gewaltfreien Widerstand leisten, dürfen sie dafür nicht kriminalisiert oder verunglimpft werden.
Der soziale Friede in der Region ist durch diesen Konflikt belastet. Viele befürchten bei der angekündigten Räumung Lützeraths eine Eskalation. Das Bemühen um Deeskalation ist wichtig. Vielleicht könnten perspektivisch eine „Kommunale Konfliktberatung“ oder ähnliche Verfahren dazu beitragen, die zugespitzte Konfrontation zu überwinden.
In der Auseinandersetzung um die notwendigen nächsten Schritte werden viele, dringende Probleme deutlich, die mit der politischen Verständigung nicht gelöst oder sogar verschärft werden. Dazu zählt vor allem die Frage, wie unser Land einen Pfad zur Einhaltung der 1,5 Grad Grenze als international verpflichtendes Klimaziel einschlagen kann. Hierzu ist unter anderem ein viel stärkeren Zuwachs an erneuerbaren Energien notwendig. Neben den Anstrengungen im Energiesektor braucht es aber auch grundlegende Veränderungen in den Bereichen Bau und Verkehr.
All das muss mit einem gesamgesellschaftlichen Haltungswandel in Verantwortung für die Schöpfung, den sozialen Zusammenhalt lokal, regional und global und in Verantwortung für die Lebensgrundlagen kommender Generationen einher gehen. Mehrere Initiativen der Zivilgesellschaft legen zu diesen und anderen Fragen konkrete Lösungsansätze vor.
Das Bistum Aachen setzt sich dafür ein, dass sie in die politischen Beratungen zum Strukturwandel einfließen und dass möglichst viele Bürgerinnen und Bürger sich an den Überlegungen und Beratungen beteiligen, damit unsere Gesellschaft und Demokratie in der Bearbeitung dieser großen Herausforderungen gestärkt wird.