Auf den Weg nach Ostern! (unter Coronabedingungen)?

Datum:
Mo. 22. Feb. 2021
Von:
Philipp Cuck

Seit einem Jahr leiden unser Privatleben, das weltliche und kirchliche,

das Schul-und Vereinsleben….unter Corona mit seinen „Lockdowns“!

Erfreuliche Bemerkungen:

-ich erlebe viel mehr Achtsamkeit für Einsame, Alleinstehende und Kranke

-die Gottesdienstgemeinden feiern „intensiver“ das Miteinander zwischen

Gott und Mensch und Mensch und Mensch, ermöglicht auch durch den sehr

engagierten Einsatz unserer Kirchenvorstände beim „Ordnungsdienst“

-ich genieße auch die Zeit, die ich (zumindestens) mehr für Telefongespräche habe

-….

Weniger erfreulich:

-die Coronaleugner auch unter uns und die, die in Panik sich abkapseln

-die Überforderung vieler Elternhäuser beim Digitalunterricht

-ich vermisse schmerzhaft unsere MeßdienerInnen an den Altären

-die gestiegenen Austrittszahlen wg. der „Kölner Verhältnisse“

-dass ich in Gemeindeleitung und Seelsorgearbeit in vielem „ausgebremst“ werde

- ….

Zugegeben: Ich habe mehr Zeit zum persönlichen Gebet,

aber „stolpere“ immer wieder dabei über die Psalmverse:

 

„Unsere Tage zu zählen, lehre uns!“ Ps 90,13

 

„Des Menschen Tage sind wie Gras,

  er blüht wie die Blume des Feldes

Fährt der Wind darüber, ist sie dahin;

Der Ort, wo sie stand, weiß von ihr nichts mehr.“ Ps 103,15.16

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Da fällt mir e Gedichtbändchen mit Liebesgedichten in die Finger,

das ich mir bei meinem letzten Urlaub im Oktober in Lübeck kaufte,

da wo er zuhause war:

 

GÜNTER GRASS (1927-2015)

 

MÄRZ

 

Schon wieder mischen sie Beton.

Von rostiger Armierung taut

die letzte Hemmung, Fertigteile

verfügen sich und stehen stramm:

Komm. Paß dich an. Komm. Paß dich an.

    Als meine Wut den Horizont verbog,

    als ich den Müll nicht schlucken wollte,

    als ich mit kleinen spitzen Verben

    Bereifung schlitzte – Warum parken Sie? –,

   als ich den Pudding durch ein Haarsieb hetzte

   und ihm sein rosa Gegenteil bewies,

   als ich mir Schatten fing, als Schattenfänger

   bezahlt, danach veranlagt wurde,

   als ich die Nägel himmelwärts

   durch frischgestrichne Bänke trieb,

   als ich Papier, mit Haß bekritzelt,

   zu Schiffchen faltete und schwimmen ließ,

   als Liebe einen Knochen warf

   und meine Zunge sich Geschmack erdachte,

   als ich beschloß, die Gürtelrose zu besprechen,

   nur weil im Welken noch drei Gramm Genuß,

   als ich, es nieselte, die Bronze leckte

   und schellenscheu die Fotzen heilig sprach,

  als meineFinger läufig wurden

  und längs den Buden jedes Astloch deckten,

  als ich die Automaten, bis game over,

  bei kleinen Stößen klingeln lehrte,

  als jede Rechnung unterm Strich

   auf minus neunundsechzig zählte,

 als ich bei Tauben lag und schwören mußte:

 Nie wieder werde ich mit Möwen! –

als ich ein Ohr besprang, um Ablaß bat:

Zu trocken sind die Engel und zu eng! –

als nur noch Kopfstand mir Vokabeln gab:

 Ich liebe dich. Ich liebe dich. –

Als Winterfutter aus den Mänteln

geknöpft und eingemottet wurde,

als sich das Treibhaus bunt erbrach –

Lautsprecher in den März gestellt -,

als Kitzel Krätze Fisch und Lauch

sich stritten, brach der Frühling aus:

Ich hab genug.Komm. Zieh dich aus.

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Was will der Dichter uns damit wohl sagen?

hätte jetzt mein Deutschlehrer gefragt.

Weiß ich auch nicht umfassend!

Hat für mich aber ein bißchen mit Ostern zu tun

…allerdings auf sehr drastisch Grassche Art!

 

Ostern wird für mich mehr und mehr zum Hoffnungsanker,

wo gilt(in einer ganz anderen Sprache):

Tod, wo ist dein Sieg,

Tod, wo ist Dein Stachel?

 

Philipp Cuck