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7. Sonntag im Jahreskreis A // zum Evangelium

Datum:
Fr. 17. Feb. 2023
Von:
Sabine Grotenburg, Bistum Aachen

Zwiegespräch mit G*TT

Ihr habt gehört, dass Gott gesagt hat: Auge um Auge und Zahn um Zahn. Ich lege euch das heute so aus: Leistet dem Bösen nicht mit gleichen Mitteln Widerstand. Vielmehr, wenn dich jemand auf die rechte Backe schlägt, halte ihm auch die andere Backe hin. Und wenn jemand gegen dich prozessiert, um dein Hemd zu bekommen, gib diesem Menschen auch deinen Mantel. Wenn dich jemand zur Zwangsarbeit für eine Meile Weg nötigt, gehe mit ihm zwei. Gib denen, die dich darum bitten, und wende dich nicht ab von denen, die etwas von dir borgen wollen. Ihr habt gehört, dass Gott gesagt hat: Liebe deine Nächste und deinen Nächsten und hasse die feindliche Macht. Ich lege das heute so aus: Begegnet denen, die euch Feindschaft entgegenbringen, mit Liebe und betet für die, die euch verfolgen. So werdet ihr Töchter und Söhne Gottes, eures Vaters und eurer Mutter im Himmel, die ihre Sonne über Böse und Gute aufgehen lässt und es über Gerechte und Ungerechte regnen lässt. Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, welchen Lohn wird Gott euch geben? Tun das nicht auch die Zöllnerinnen und Zöllner? Und wenn ihr nur eure Geschwister grüßt, was tut ihr Großartiges? Tun das nicht auch die Menschen aus den Völkern? Seid nun vollkommen, wie euer Gott im Himmel vollkommen ist.

(Evangelium nach Matthäus, Kapitel 5, Verse 38-48)

Sag mal, G*TT, meinst Du das wirklich ernst? Dann muss ich Dir leider sagen: Ich bin raus. Das schaffe ich im Leben nicht! Keinen Widerstand leisten, auch noch die andere Wange hinhalten, geben, wann immer mich jemand bittet, die Feinde lieben, sogar für sie beten. Wie soll das gehen? Und diese Frage stellt sich mir selbst hier, wo die Feinde meist sehr weit weg sind und mein Leben selten bedroht. Wie aber müssen die Worte deines Sohnes in den Ohren der Menschen in den Kriegs- und Krisengebieten unserer Welt klingen? Wie in Syrien oder der Türkei, wo ganze Landstriche zerstört sind und ein Machthaber beschließt ganze Gebiete „aushungern“ zu lassen?

Beten sollen wir für diejenigen, die durch ihr Tun bzw. Nichtstun großes Unheil anrichten? Derentwegen so viele Menschen sterben müssen? Beten? Ja, sicher, aber doch nur darum, dass sie damit aufhören! Dass Krieg, Hass, Unterdrückung, Gewalt, Machtmissbrauch, Vergewaltigungen endlich ein Ende haben, dass alle Menschen nach dem Motto leben; „Liebe deine*n Nächste*n wie dich selbst!“ Dafür bete ich gerne. Dafür rufe ich, flehe ich dich sogar eindringlich an: Lass es aufhören! Beende es endlich! 

Der Blick in die Nachrichten ist derzeit kaum auszuhalten. So viel Leid, so viele Tote. Es hört nicht auf, G*TT, es hört einfach nicht auf. 

Ja, ich weiß, du bist nicht der*die Verursacher*in des Leids.  Du kannst nichts dafür. Da müssen wir uns schon an die eigene (von Dir geschaffene) Nase fassen. Etwas besser hättest Du dein Ebenbild allerdings schon erschaffen können, meine ich. 

Zweifelst Du nicht des Öfteren an deiner Schöpfung? Insbesondere an uns? Bereust du es? Ein Wesen geschaffen zu haben, dass so großartig und wunderbar und dann wieder so zerstörerisch und scheußlich ist?

Ja, G*TT, deine Sonne geht über allen auf, jeden Morgen neu und du liebst alle Menschen auf deiner Erde ohne Unterschied. Könnten wir das doch auch! Was wäre deine Erde dann für ein wundervoller, lebens- und liebenswerter Ort. 

Bis dahin bleibt es vermutlich anstrengend, das Leben hier zu gestalten und manchmal einfach nur zu ertragen. Dem Ganzen dabei auch immer wieder etwas Positives abzugewinnen. Und dich, G*TT sowie uns alle, deine Ebenbilder, auszuhalten und trotz deiner Zumutungen zu lieben, zu hoffen, zu glauben.

Bei all dem fällt mir Viktor Frankl ein, der dir und den Worten deines Sohnes am heutigen Tag vermutlich zugestimmt hätte. Vielleicht sollte ich diese Worte mehr in seinem Sinne hören und wie er „…trotzdem Ja zum Leben sagen.“ Das Leben lieben und ihm einen Sinn abtrotzen, trotz allem, was geschieht. Den Blick auf das richten, was gut und bedeutungsvoll ist. Und Vertrauen haben in das Leben und die Menschen, so wie Viktor Frankl es einmal formulierte: „Mensch sein heißt ja niemals, nun einmal so und nicht anders sein müssen, Mensch sein heißt immer, immer auch anders werden können.“ 

Danke, G*TT, für diesen Menschen und seine Gedanken. 

Und Danke, dass du uns trotz allem immer noch liebst und da bist, in allem was geschieht.

Amen.  

// Sabine Grotenburg
 

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