Junia, ich hätte dich gerne kennengelernt.
Es wäre schön, wenn wir Zeit und Raum überwinden und du jetzt hier sein könntest. (...) Du Junia bist der Beweis. Es ist eingetroffen, was im Johannesevangelium steht. Der Funke ist übergesprungen. (...)
Jesus sagt (vor seinem Tod): „Wir bleiben in Verbindung. Wir lieben uns, ihr werdet die Gebote halten“. Er meint nicht Paragraphen und Vorschriften. Alle Gebote lassen sich auf das Gebot der Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe reduzieren. Übrig bleibt die Liebe. Jesus spricht von der innigen Liebe zwischen ihm, Gott, der Geistkraft - der Dreifaltigkeit und uns.
Wir sind eingebunden in diese Liebesbeziehung. Die Dreifaltigkeit wird vielfältig.
Der Geist der Wahrheit wird die Jüngerinnen und uns heute erfüllen, verspricht Jesus. Jesus pocht nicht auf Regeln und Vorschriften, sondern er meint eine Haltung und Ermutigung, die uns trägt. „Diese Geistkraft“, sagt Jesus „wird euer Beistand sein, euch den Rücken stärken“. An einer anderen Stelle heißt es: „Er wird euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe und was ihr erlebt habt“. Gott, Jesus Christus, Heilige Geistkraft - die Dreifaltigkeit und wir sind eingebunden in das Beziehungsnetz, das bis heute trägt. Junia, du hast das Netz mit dem Band der Liebe weitergeknüpft.
Nur ein Satz steht über dich in der Bibel. Er verrät auch, was es in der damaligen Zeit für Auswirkungen hatte, öffentlich als Christin aufzutreten.
Ihr hattet den Beistand dringend nötig. Du hast im Auftrag der Gemeinde in Rom gewirkt. Andronikus und du, ihr musstet wahrscheinlich als unerwünschte Personen Rom verlassen. Ihr seid dann in Griechenland inhaftiert gewesen und habt Paulus im Gefängnis kennengelernt. Ich stelle mir vor, ihr habt miteinander Glaubensgespräche geführt und euch Mut gemacht, um allen Repressalien widerstehen zu können. Ich habe große Hochachtung vor deiner Entschlossenheit und deinem Mut. Ihr habt Christus in Wort und Tat bezeugt. Viele deiner Mitstreiter*innen mussten für ihren Glauben sterben. Wir wissen nicht, was aus dir und Andronikus geworden ist.
Aber wir kennen deinen Namen, deinen Titel Apostelin. Die Wertschätzung, die du in der jungen Kirche erfahren hast, ist uns wieder neu bewusst geworden. Du hast das Band, das Netzwerk der Liebe zwischen Gott, Jesus und der Geistkraft, der Dreifaltigkeit weitergeknüpft bis zu uns heute.
Du bist für mich die Patronin derer, die Jesu Botschaft in Wort und Tat bezeugen, die Patronin der Netzwerkerinnen.“
Auszug aus der Predigt ersten bundesweiten Predigerinnentag in Mönchengladbach zum Johannesevangelium, Kapitel 14, Verse 15-21, der in diesem Jahr auf den Tag der Apostelin Junia fällt. // Monika Heidenfels