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4. Sonntag im Jahreskreis B // Zum Evangelium

Datum:
Sa. 30. Jan. 2021
Von:
Michaela Labudda

Zum Sonntagsevangelium aus Markus, Kapitel 1, Verse 21 bis 28:

Dieser Mann, er schreit so laut. Man kann ihn kaum verstehen durch das rasende Gebrüll.
Er ereifert sich so sehr, in seinem Mundwinkel – die Geifertropfen nahe…
Mich schauderts.
Die Körperhaltung so aggressiv,
er stößt immer weiter vor,
und die Menschen um ihn herum weichen ängstlich zurück.
Ich bleibe vorsichtig wie die anderen, will seine Aufmerksamkeit nicht auf mir, besser nicht.
Da mischt sich keiner ein.

Er ist laut, laut, laut!
Seine Fragen gellen wie Peitschenhiebe in der stillen Menge.
Wie Pfeilspitzen quellen Worte hervor, Anschuldigungen:
Verderben! Stürzen! Ich kenne dich, du!

Und dieser, der Angesprochene.
Vorhin hatte ich ihn gehört. Er sprach in neuen Worten, fand Bilder, die mich mit hineinnahmen in sein Denken, und die mein Sehnen mit hineinnehmen in eine Verheißung, dass selbst ich sie verstehe und neu erhoffen kann.

Und nun steht er dort. Er schaut diesen Mann an, als höre er durch das Gebrüll hindurch.
Er schwankt nicht einmal, die ausgeglichene Balance strahlt aus. Dieser Mensch ist eins mit sich.
Der eine oder die andere kommt wieder näher
und sieht vielleicht den Blick voller Wertschätzung mit dem zweifelnden Einblick:
Mensch, das bist nicht du!
Und ein Ruf reicht aus: „Verstumme! Verlass ihn!“

Den geifernden Aggressor, den packt es. Das unehrliche Brüllen, die fremde Meinung, die Wut, die Kampfbereitschaft. Nur ein, ein langgezogener Schrei, unwirklich, qualvoll und doch menschlich wie unter einer Geburt. Es ist vorbei.

Dann Stille. Eine Antwort zeigt sich in seinem Blick. - Ich kenne dich, du. Du bist es.

Dieser, mit den zauberhaften Worten. Dieser, mit den einnehmenden Bildern. Er schaut auf den Grund, ins Herz. Das ist nicht sein Schauen allein. Er ist ein Herz reicher. Da ist Gottes Sicht.

(So steht es am Anfang des Wirkens Jesu bei Markus. Die erste Erzählung, nachdem die Freunde gefunden, macht deutlich, dass wahre Macht nichts mit Lautheit zu tun hat. Das Durchsetzungsvermögen Jesu ist sanft und selbstbewusst. Es ist Wirkmacht, ist Voll-Macht, aus Gottesverbindung gespeist. Diesem Jesus folgt man nicht durch Zwang, nicht aus Unterdrückung, sondern weil er beeindruckt und weil er auch mich meint.)

// Michaela Labudda

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