(c) Photo by Christian Mackie on unsplash

19. Sonntag im Jahreskreis B // Zum Evangelium

Datum:
Fr. 9. Aug. 2024
Von:
Annette Jantzen

Übers Essen reden

Wir könnten mal wieder Reibekuchen essen, schlägt Gott vor.

Gute Idee, sag ich. Da vorne am Stand gibt es welche.

Eben, sagt Gott.

Ich hole uns eine große Portion Reibekuchen mit Apfelmus und wir setzen uns damit auf die Stufen vom Elisenbrunnen.

Reibekuchen mit Apfelmus sind fast wie Himmel un Ääd, sag ich. Das passt gut zu dir.

Find ich auch, sagt Gott und tunkt ein Reibekuchen-Eck in das Apfelmus.

Stell mal vor, der Johannes hätte schon Reibekuchen mit Apfelmus gekannt, sag ich, oder Himmel und Ääd.

Gott prustet los. Himmel, sagt Gott dann.

Un Ääd, sag ich.

Gott legt sich eine Hand über die Augen.

Was der da für endlose Bandwurmsätze draus gemacht hätte, sag ich. Himmel und Erde und Erde und Himmel und was von der Erde kommt und was vom Himmel kommt...

Gott nimmt die Hand herunter und lacht. Ist das mal wieder dein übliches Johannes-Bashing?, fragt Gott dann.

Ich mag den halt nicht, sag ich. Seit ganz früher, wo ich beim "Aus dem heiligen Evangelium nach..." immer gewartet hab, ob ein guter oder ein doofer Sonntag werden würde.

Och härm, sagt Gott.

Weil wenn dann Johannes kam, wusste ich, dass ich nix verstehen würde und dass es ewig dauern würde, sag ich.

Eine gewagte Definition von Ewigkeit, sagt Gott. Aber wir hatten uns ja schon drauf geeinigt, dass der Johannes das doch nett gemacht hat. Literatur auf der Höhe der Zeit und alle aktuellen Fragen drin behandelt.

Ich ess gern mit dir Reibekuchen, sag ich. Und manchmal ist das ja so, da isst man zusammen und erzählt sich über Sachen, die einem wichtig sind, und am Ende ist man auch in der Seele satt.

Ja, sagt Gott.

Und bei Johannes reden sie halt nur viel übers Essen, und die schönen Geschichten, wie Leute tatsächlich miteinander essen, fallen dann runter, sag ich.

Die brauchten sie ja auch nicht, weil sie regelmäßig selbst miteinander gegessen hatten, sagt Gott.

Ach so, sag ich. Da hätt ich drauf kommen können.

Hätte hätte Überlieferungskette, sagt Gott und boxt mir sanft gegen den Oberarm.

Bei uns haben wir oft nur noch so ein symbolisches Essen, dem man kaum noch anmerkt, dass es um Sattwerden und Verbundenheit und Fülle geht, sag ich. Und dazu dann noch Johannes mit seinen Essensreden.

Nur zur Sicherheit, "bei uns" heißt jetzt, in der Kirche?, fragt Gott.

Ja, sag ich.

Herzchen, sagt Gott. Ich merk das doch. Du bist eigentlich schon längst ganz woanders, und ich glaube, du erwähnst das Symbolessen nur, weil du trotzdem noch denkst, bei mir müsste das so.

Wir essen eine Weile schweigend.

Ich rede gern mit Leuten über das, was ihnen wirklich wichtig ist, sag ich schließlich. Und mir. Und ich hab echt gern alle mal an einem Tisch.

Und du freust dich so sehr auf Abendessen mit Leuten, die dir wichtig sind, sagt Gott.

Ja, sag ich. Oder auf Frühstücke.

Und jetzt stell dir mal vor, man hat solche Leute nicht, sagt Gott.

Oh, sag ich. Ja.

Genau, sagt Gott.

Immerhin gibt es die Sonntagsfrühstücke, für alle hier, denen so viel fehlt, sag ich. Mein altes Team hat daraus richtige Deluxe-Frühstücke gemacht. Weil es um mehr als um Sattwerden geht. Vielleicht mach ich da bald wieder öfter mit.

Das klingt nach einem Plan, sagt Gott.

Ja, sag ich. Danke.

Danke dir für die Reibekuchen, sagt Gott und wischt sich die Finger an einer der Papierservietten ab. Das war gut.

Lass uns noch ein bisschen sitzen bleiben, ok, sag ich.

Ok, sagt Gott.

Ich lehne mich gegen Gottes Schulter, und Gott summt leise vor sich hin.

So, sagt Gott schließlich. Das war eine schöne Mittagspause.

Ja, sag ich. Ich bring eben noch das Pfandgeschirr zurück. Habs gut.

Du auch, sagt Gott. Bis bald mal wieder. Und Amen.

 

Beitrag aus dem Jahr 2021: Zum Evangelium Joh 6,41-51
Und hier geht es zum erwähnten Sonntagsfrühstücks-Team: Zeitfenster Aachen, Breakfast-Club

 

Gotteswort, weiblich auf facebook

Gotteswort, weiblich auf Instagram