Das kann doch nicht alles gewesen sein! Diesen Gedanken und Ausruf kennen wir sprichwörtlich von Menschen in der Mitte des Lebens. Bei Philipp Schmitz kam das schon früher – und er studierte daraufhin Theologie.
Und als zweites entschloss er sich zu einem radikalen Schritt, sein Leben zu ändern. Er wollte Priester werden. In Kürze wird Schmitz zum Diakon geweiht. Alles lief eigentlich ganz gut für den Korschenbroicher Jung. Ordentlichen Beruf gelernt, Industriekaufmann. Parallel Betriebswirtschaft studiert. Freunde und Freundin. Passt doch, oder etwa nicht? Philipp Schmitz spürte: Das reicht noch nicht. Da muss es mehr geben. Da ist mehr. Und erinnerte sich an seine Jugendliebe: die katholische Glaubensgemeinschaft in Korschenbroich. In ihrer volkskirchlichen Form hat er sie kennen, schätzen und lieben gelernt. In diesem Kosmos ist Schmitz aufgewach- sen, dort fühlt er sich wohl und aufgehoben. In der Pfarrfamilie kennt jeder jeden. Die Gemeinde ist lebendig. Er setzt sich bereits mit 17 Jahren im Pfarrgemeinderat ein, für die Jugend.
Im Rückblick bekennt er: Ich hatte damals nicht den Mut, Theologie zu studieren. Denn das fällt aus der Welt. Statt dessen erstmal das Konventionelle. Doch weg ist das andere nie und es drängt sich immer mehr in den Vordergrund: Gott ist da, er nimmt dich an, wie du bist, du musst einfach nicht mitmachen in dieser Maschinerie der Hochleistungsgesellschaft. Sondern tue das, wofür du wirklich brennst. Der Ruf wird so laut, dass Schmitz den Bruch wagt: Er steigt aus und geht neue Wege, die ihn zur Diakonen- und später Priesterweihe führen.
Gerade ist dieser Weg nicht. Zuerst hat er nur die Theologie im Blick, die er zum Beruf machen will. Von Hause aus ist ihm das Akademische nicht in die Wiege gelegt. Und doch macht ihm das eigenständige wissenschaftliche Arbeiten vom Start weg Spaß. Den eigentlichen Schub zum Bruch mit dem bürgerlichen Leben erhielt Schmitz aber im Heiligen Land. Ein Jahr lang lebte er ohne Freunde und Freundin, dafür aber mit Fremden und Christen aller Konfessionen in Jerusalem. Diese Erfahrung hat ihm geholfen, das Bisherige hinter sich zu lassen und auf Gottes Liebe und Geborgenheit zu vertrauen. Das, was ihn seitdem als Gewissheit begleitet, ist die Erkenntnis, dass Gott den Wert der Menschen nicht an dem misst, was sie auf Erden tun, sondern sie so annimmt und liebt, wie sie sind. Das empfindet er als ungemein entlastend.
In dieser Freiheit traut er sich etwas und geht er nun seinen eigenen, sperrigen, priesterlichen Weg. Und sieht seinen Auftrag darin, die frohe Botschaft, die er am eigenen Leib erfahren hat, weiterzutragen in alle Generationen unserer Gesellschaft. Dass es nicht mehr überall so volkskirchlich zugeht wie in Korschenbroich oder in Aachen-Brand, wo er gerade wirkt und künftig sein Diakonat verbringt, weiß Schmitz. Er hält sich daran nicht auf. Und schaut auf alles, was lebendig ist. Größe allein zählt nicht. Er will das Wort Gottes verkünden, in der Liturgie und durch Taten. Er will Leute unterstützen in ihrem Engagement, Glaube zu leben und weiterzugeben. Zweifel haben da ihren Platz und auch die Sorgen und Nöte, welche Menschen mitbringen. Die Zukunft der Kirche liegt für ihn in der Vielfalt der Generationen, der Geschlechter, der Lebensentwürfe, der Berufe. Die Menschen sollen das tun, wofür sie brennen. Ganz genau so, wie er es tut.
Aus der KirchenZeitung für das Bistum Aachen, Ausgabe 09/18