Die Demokratie gerät unter Druck, der gesellschaftliche Zusammenhalt auch. Menschen wie Bettina Rupp setzen dem Trend kraftvolle Kontrapunkte entgegen. Mit Leidenschaft und Tatkraft gestaltet die Steyler Missionsschwester seit Jahrzehnten Orte, an denen sich Menschen aus vielen Milieus begegnen und gemeinsam aktiv sind. Für dieses Lebens- und Glaubenszeugnis im Zeichen der Solidarität erhielt sie am 29. November den Maria-Grönefeld-Preis 2024.
Es war wieder ein wunderbar warmer, herzlicher Abend, das zeichnet die Preisverleihungen aus. Alles passte. Das gastgebende Nell-Breuning-Haus, das Maria Grönefeld als erste Leiterin aufbaute, ist an manchen Tagen ein Ort, wie ihn Bettina Rupp gerne gestaltet. Das sind die Tage, an denen dort Führungskräfte eines Unternehmens auf Schüler aus Berufskollegs treffen, zugleich Polizeibeamten auf Sozialarbeiter, Erwerbslose auf Geflüchtete. Diese Tage sind die besten, wie der heutige Leiter des Hauses, Manfred Körber, betonte.
Maria Grönefeld hätte ebenfalls ihre Freude an dem lebendigen Miteinander der Preisverleihung gehabt. Verschiedenste Weggefährtinnen und gefährten trafen sich, aus allen Lebens- und Wirkungskreisen von Bettina Rupp. Mittendrin: die Menschen vom TaK in Mönchengladbach, mit Herzblut dabei. Der „Treff am Kapellchen“ ist die offensichtlichste Spur, die Bettina Rupp im Bistum Aachen hinterlassen hat. Mitten im Industrieviertel entwickelte sie dort einen Ort, der soziale Begegnung fördert und mit einer lebensnahen Spiritualität verknüpft.
Der TaK ist somit eine Blaupause für eine Kirche der Armen, für eine Kirche der kleinen Leute. Bürgerlich geprägte Pfarreien haben die Menschen, die dort ein- und ausgehen, nicht im Blick, sagte die Laudatorin des Abends. Sandra Lassak, heute theologische Grundsatzreferentin bei Misereor, verbindet eine lange Weggemeinschaft mit Bettina Rupp. Sie würdigte die Preisträgerin als leidenschaftlichen Menschen mit einer bedingungslosen Liebe und Solidarität, mit radikaler Entschlossenheit und Gestaltungsfreude aus ihrem Glauben heraus.
Was Bettina Rupp auszeichnet, zeigte sie im Anschluss selbst. Sie bezog in ihrer Dankesrede alle ein, die ihren Weg mitgegangen und das Werk mitgestaltet haben, für das sie den Preis erhält. Dies begann bei zwei Verstorbenen, der Arbeitertochter und Arbeiterbildnerin Maria Grönefeld und Edmund Erlemann, dem Mönchengladbacher Priester mit großem Herzen. Und es endete beim lebendigen Getümmel eines Gruppenfotos mit allen Gästen des Abends, das auf Wunsch der Preisträgerin entstand. Ein Moment von Vergemeinschaftung pur, ganz so, wie Bettina Rupp sie gerne gestaltet. Gelungener Schlussakkord eines perfekten Abends.