Aschermittwoch 2025
Einführung:
Alles ist anders – na, vielleicht nicht alles, aber das Raumgefühl hier in der Citykirche ist zweifelsohne ein anderes, als wir es ansonsten gewohnt sind: Was uns vertraut erscheint, ist verhüllt. Der Künstler Lukas Sünder greift eine alte christliche Tradition auf, die besagt, dass in der österlichen Bußzeit das Zeichen der Erlösung, das Kreuz also, verhüllt sein soll. Warum? Um uns Menschen Zeit zu ermöglichen; Gott neu zur Frage werden zu lassen.
In noch radikalerer Weise ist in den nächsten Wochen bis zum Osterfest alles unseren Augen entzogen, was uns in eine Verbindung mit der Quelle unseres Glaubens, mit Gott, bringen möchte. Das Kreuz als Hoffnungszeichen, die Mutter Gottes, die das Kind auf dem Arm trägt aber auch die Maria, die ihren toten Sohn auf dem Schoß birgt; das fröhliche Kind, das uns daran erinnern möchte, dass uns unser Glaube so unendlich stark und frei zu machen vermag; der Taufbrunnen, an dem uns unsere Gotteskindschaft zugesprochen wurde. Alles, was uns an Gott zu erinnern vermag, was uns seine Freundschaft kundtun möchte, ist weg.
Was bleibt? Das ist die Frage, die uns in den nächsten Wochen umtreiben soll. Einerseits ist unseren Blicken alles entzogen, was uns so vertraut scheint, und doch führen und die warmen Farben der Tücher in eine – ich möchte sagen – wohlige Entspanntheit.
Was bleibt? Ich, wir in dieser vertrauten, und doch entfremdeten Umgebung. Und wir haben so die Möglichkeit, uns neu zu orientieren.
Was bleibt? Er, dieser Gott, der nirgendwo fremd ist, dem alles vertraut ist.
Was bleibt? Er und ich; er und wir.
Besinnung :
Wer ist für mich dieser Gott, der sich mit mir versöhnen will, und der mich zur Versöhnung einlädt?
(Stille)
Ist er wirklich das Ziel meiner Sehnsucht und meiner Hoffnung?
(Stille)
Erfahre ich mich als Gesandter oder Gesandte Gottes, wenn es um Gerechtigkeit und Frieden in der Welt geht?
(Stille)
Bin ich mutig genug, an einer menschlicheren Welt mit zu bauen? Bin ich sensibel genug, die Ohnmacht und die Hilflosigkeit anderer Menschen zu erspüren und mit meiner Kraft neben ihnen zu sein?
(Stille)
Traue ich dem Göttlichen in mir, das mich befähigt, seine Liebe hier in dieser Welt mit anderen Menschen zu leben?
(Stille)
Gebet:
Gott, du Hüter und Schützer des Lebens, du beschützt uns vor der Illusion, wir hätten alles im Griff, wir wüssten schon allein, wie es weiter geht. Du bewahrst uns vor den schlechten Meinungsmachern, Angstmachern, Versuchern. Du lässt uns im Licht deiner Prophetinnen und Propheten die Wahrheit erkennen. In diese Wahrheit wollen wir tiefer hineinwachsen. Leite uns, die heilige Zeit der 40 Tage zu nutzen, so dass wir geläutert auf die Tage des Lebens zugehen können, die vor uns liegen und wir das Leben neu zu würdigen wissen aus der Kraft deines Heiligen Geistes. Amen!
Segnung und Austeilung der Asche:
Wenn wir jetzt das Aschekreuz empfangen, dürfen wir aufgerichtet und frei stehen. Wir dürfen uns unserer Geschöpflichkeit bewusst werden im Vertrauen darauf, geliebt und angenommen zu sein. Eine dem anderen, einer der anderen zeichnet jetzt mit der Asche ein Kreuz auf die Stirn. So sind wir alle Gezeichnete. Und indem wir einander bezeichnen, vertrauen wir einander an und weisen auf den hin, der uns vertraut: auf Gott.
Vertraue dich an,
vertraue dich dem an,
der nicht zu irgendeiner Zeit
das, was er von dir weiß,
gegen dich ins Feld führt.
Vertraue Dich dem an,
der im Geist des göttlichen Wortes
mit dir umgeht,
der im Geist des Evangeliums
dich anhört,
dir zuhört,
der wohlwollend
mehr hört, als du sagen kannst
im Augenblick.
Vertraue dich
dein Innerstes,
dein Äußerstes
dem an,
der wie ein Grab schweigen kann
und der aus Liebe schweigt,
der im Geist des Evangeliums schweigt,
der so schweigt, wie nur Gott schweigen kann.
Sprich dich aus,
befreie dich, indem du heraussprichst,
nur wer sich ausspricht
wird das los,
was ihn bedrückt,
was ihn belastet,
was ihn ängstigt,
was ihn unfrei macht,
was beunruhigt,
was krank macht,
was lähmt,
was klein macht,
was kleinlaut macht.
Nicht das Gesetz hat das letzte Wort
über unsere Schuld oder Unschuld,
nicht die Leute haben das letzte Wort,
nicht die Öffentlichkeit
hat das letzte Wort,
nicht die Tradition hat das letzte Wort,
nicht die Öffentlichkeit hat das letzte Wort
über unsere Schuld oder Unschuld,
nicht der Papst hat das letzte Wort,
nicht einmal der Beichtvater hat das letzte Wort
und auch nicht unser Gewissen
hat das letzte Wort
über unsere Schuld oder Unschuld.
Das Evangelium
spricht uns frei:
"Wer ohne Schuld ist,
der werfe den ersten Stein".
Gott spricht das Wort aus,
ohne das wir verloren wären:
"Ich vergebe dir, ich bleibe dir gut".
Gebet:
Gott, du willst nicht den Tod des Menschen, du willst, dass er sich bekehrt und lebt. Erhöre gnädig unsere Bitten:
Segne diese Asche, mit der wir uns bezeichnen lassen, weil wir wissen, dass wir Staub sind und zum Staub zurückkehren. Hilf uns, die vierzig Tage der Buße in rechter Gesinnung zu begehen. Verzeihe uns unsere Schulden, erneuere uns nach dem Bild deines Sohnes und schenke uns durch seine Auferstehung das unvergängliche Leben. Darum bitten wir…
Wir sind besiegelt mit dem Zeichen der Vergänglichkeit. Dieses Zeichen der Asche ist unmissverständlich. Alles, was ist, ist begrenzt. Aber auch das ist wahr: Alles, was ist, darf, kann, ja muss sich verwirklichen in Raum und Zeit. So erinnert uns die Asche nicht nur an unsere Vergänglichkeit, sondern auch an unsere Berufung. Davon hören wir in den nun folgenden Worten aus der Heiligen Schrift.
Lesung: 2 Kor 5,20-6,2
Wir sind also Gesandte an Christi statt und Gott ist es, der durch uns mahnt. Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen! Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden. Als Mitarbeiter Gottes ermahnen wir euch, dass ihr seine Gnade nicht vergebens empfangt. Denn es heißt: Zur Zeit der Gnade habe ich dich erhört, am Tag der Rettung habe ich dir geholfen. Siehe, jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; siehe, jetzt ist er da, der Tag der Rettung.
Evangelium nach Matthäus (Mt 6,1-6.16-18)
Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zu tun, um von ihnen gesehen zu werden; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten. Wenn du Almosen gibst, posaune es nicht vor dir her, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden! Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut, damit dein Almosen im Verborgenen bleibt; und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler! Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer, schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist! Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler! Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber, wenn du fastest, salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.
Fürbitten zum Aschermittwoch 2025
Gott kennt uns; vor ihm müssen wir uns nicht verstellen oder verstecken;
denn er begegnet uns in Liebe und Güte. Gott nimmt uns so an, wie wir wirklich sind.
Gott hört unsere Gebete – jetzt, da wir einen neuen Anfang wagen wollen:
V: Schenke, Herr, uns neu dein Erbarmen. – A: Schenke, Herr, uns neu dein Erbarmen.
die Toten und Verletzten und ihre Angehörigen.
V: Schenke, Herr, uns neu dein Erbarmen. – A: Schenke, Herr, uns neu dein Erbarmen.
V: Schenke, Herr, uns neu dein Erbarmen. – A: Schenke, Herr, uns neu dein Erbarmen.
die sich danach sehnen, auch von anderen angenommen und geschätzt zu werden.
V: Schenke, Herr, uns neu dein Erbarmen. – A: Schenke, Herr, uns neu dein Erbarmen.
V: Schenke, Herr, uns neu dein Erbarmen. – A: Schenke, Herr, uns neu dein Erbarmen.
V: Schenke, Herr, uns neu dein Erbarmen. – A: Schenke, Herr, uns neu dein Erbarmen.
V: Schenke, Herr, uns neu dein Erbarmen. – A: Schenke, Herr, uns neu dein Erbarmen.
Gott, du siehst auch das Verborgene und weißt um das Gute und Böse in uns.
Du kannst uns helfen, in diesen Tagen des Heils einander und dir offen, ehrlich und liebevoll zu begegnen. Dafür danken wir dir mit deinem Sohn Jesus Christus im Heiligen Geist. Amen.