Ansprache Jahresabschluss 2024:
„Was bin ich Ihnen schuldig“, so fragte mich letztens eine ältere Dame nach einem kurzen Gespräch in der Citykirche. Gewiss, die Frage war sehr wertschätzend gemeint; aber im Stillen war ich doch ein wenig erschüttert darüber, dass Menschen denken, selbst für eine freundliche Begegnung müsste man nun schon etwas bezahlen.
Die Prognosen für das nun bald beginnende neue Jahr 2025 sehen düster aus; und das Klagen über dieses schwierige Jahr 2024 wird – da bin ich mir ziemlich sicher – noch lange in das neue Jahr hineinschallen. Wer von uns könnte nach diesem von so vielen Gräueltaten durchzogenen Jahr bedenkenlos und vorurteilsfrei in das neue Jahr hineingehen? Die Befürchtungen sind doch durchaus berechtigt, dass die Radikalität der rechtsextremen Überzeugungen und die erbarmungslose Kälte zwischen den verschiedenen menschlichen Gruppierungen weiter ins uferlose schießen. Da ist so viel Menschlichkeit zerbrochen in diesem Jahr 2024, die Schere zwischen arm und reich ist noch weiter auseinandergedriftet. Privilegien und gute Beziehungen nutzten wenigen und zu viele sind in diesem Jahr durchs Netz der Menschlichkeit herausgefallen.
Das Leben ist teuer geworden – und das im wahrsten Sinn des Wortes. Aber Menschlichkeit kostet doch nichts, muss nichts kosten. Bei allen Unwägbarkeiten, die unser Leben im Augenblick durchziehen, da dürfen wir uns doch in Erinnerung rufen, dass ein freundliches Lächeln, eine ausgestreckte Hand, eine innere Bereitschaft, zuzuhören und zuzulassen, was mir augenblicklich noch befremdlich erscheint, nichts kostet, aber unendlich viele Chancen in sich birgt, dass nämlich nicht verloren geht, was doch so gefährdet ist: Menschlichkeit eben.
Ja, ich kann nicht verhehlen, dass ich mit Sorgen in das neue Jahr hineingehe. Meine größte Sorge ist, wir könnten vergessen, dass wir zusammengehören. Die Gefahr ist so groß, das zeigt dieses zu Ende gehende Jahr 2024, dass die Kräfte in unserer Gesellschaft stärker werden, die nur eines im Sinn haben, uns gegeneinander aufzuwiegeln, uns auseinanderdividieren wollen.
Wir sind hier beieinander, um uns daran zu erinnern, dass wir eine Menschheitsfamilie sind, dass wir zusammengehören, dass wir einander brauchen, um im Leben wachsen zu können.
Am Ende jeder Feier hier stellen wir uns unter den Schutz und den Segen Gottes. Das können wir jeden Tag tun, einander unter den Segen Gottes stellen. Wir können, und ja, nach Gottes Vorstellung, sollen wir sogar unterschiedlicher Meinung sein, denn Verschiedenheit bereichert und weitet das Leben. Aber so verschieden wir sind und sein dürfen: Wenn wir einander erinnern, unter dem Segen Gottes zu stehen, dann wächst die Achtung und die Würde für die Einzigartigkeit eines jeden und einer jeden von uns. Wenn ich mir bewusst mache, dass jede und jeder unter dem Segen Gottes steht, dann ist damit die beste Voraussetzung gegeben, mich zu befreien von ausgrenzender Engstirnigkeit, weil ich dann nämlich Gott mit hineingenommen habe in die Verantwortung für unsere gemeinsame Zukunft; und das darf gewiss sein, wenn Gott mit im Spiel unseres Lebens ist, dann löst sich alles, was unser Leben hart gemacht hat, unsere harten Worte, unsere harten Gesten, unsere hartherzigen Gedanken.
„Was bin ich Ihnen schuldig“, das war die Frage der netten älteren Dame nach einem freundlichen Gespräch. Wir sind der Welt, unserem Miteinander in Kirche und Gesellschaft schuldig, der Menschlichkeit Weite zu verschaffen; und das kostet nichts, aber es will getan und gelebt werden.
Ansprache Jahresabschluss 2024:
„Was bin ich Ihnen schuldig“, so fragte mich letztens eine ältere Dame nach einem kurzen Gespräch in der Citykirche. Gewiss, die Frage war sehr wertschätzend gemeint; aber im Stillen war ich doch ein wenig erschüttert darüber, dass Menschen denken, selbst für eine freundliche Begegnung müsste man nun schon etwas bezahlen.
Die Prognosen für das nun bald beginnende neue Jahr 2025 sehen düster aus; und das Klagen über dieses schwierige Jahr 2024 wird – da bin ich mir ziemlich sicher – noch lange in das neue Jahr hineinschallen. Wer von uns könnte nach diesem von so vielen Gräueltaten durchzogenen Jahr bedenkenlos und vorurteilsfrei in das neue Jahr hineingehen? Die Befürchtungen sind doch durchaus berechtigt, dass die Radikalität der rechtsextremen Überzeugungen und die erbarmungslose Kälte zwischen den verschiedenen menschlichen Gruppierungen weiter ins uferlose schießen. Da ist so viel Menschlichkeit zerbrochen in diesem Jahr 2024, die Schere zwischen arm und reich ist noch weiter auseinandergedriftet. Privilegien und gute Beziehungen nutzten wenigen und zu viele sind in diesem Jahr durchs Netz der Menschlichkeit herausgefallen.
Das Leben ist teuer geworden – und das im wahrsten Sinn des Wortes. Aber Menschlichkeit kostet doch nichts, muss nichts kosten. Bei allen Unwägbarkeiten, die unser Leben im Augenblick durchziehen, da dürfen wir uns doch in Erinnerung rufen, dass ein freundliches Lächeln, eine ausgestreckte Hand, eine innere Bereitschaft, zuzuhören und zuzulassen, was mir augenblicklich noch befremdlich erscheint, nichts kostet, aber unendlich viele Chancen in sich birgt, dass nämlich nicht verloren geht, was doch so gefährdet ist: Menschlichkeit eben.
Ja, ich kann nicht verhehlen, dass ich mit Sorgen in das neue Jahr hineingehe. Meine größte Sorge ist, wir könnten vergessen, dass wir zusammengehören. Die Gefahr ist so groß, das zeigt dieses zu Ende gehende Jahr 2024, dass die Kräfte in unserer Gesellschaft stärker werden, die nur eines im Sinn haben, uns gegeneinander aufzuwiegeln, uns auseinanderdividieren wollen.
Wir sind hier beieinander, um uns daran zu erinnern, dass wir eine Menschheitsfamilie sind, dass wir zusammengehören, dass wir einander brauchen, um im Leben wachsen zu können.
Am Ende jeder Feier hier stellen wir uns unter den Schutz und den Segen Gottes. Das können wir jeden Tag tun, einander unter den Segen Gottes stellen. Wir können, und ja, nach Gottes Vorstellung, sollen wir sogar unterschiedlicher Meinung sein, denn Verschiedenheit bereichert und weitet das Leben. Aber so verschieden wir sind und sein dürfen: Wenn wir einander erinnern, unter dem Segen Gottes zu stehen, dann wächst die Achtung und die Würde für die Einzigartigkeit eines jeden und einer jeden von uns. Wenn ich mir bewusst mache, dass jede und jeder unter dem Segen Gottes steht, dann ist damit die beste Voraussetzung gegeben, mich zu befreien von ausgrenzender Engstirnigkeit, weil ich dann nämlich Gott mit hineingenommen habe in die Verantwortung für unsere gemeinsame Zukunft; und das darf gewiss sein, wenn Gott mit im Spiel unseres Lebens ist, dann löst sich alles, was unser Leben hart gemacht hat, unsere harten Worte, unsere harten Gesten, unsere hartherzigen Gedanken.
„Was bin ich Ihnen schuldig“, das war die Frage der netten älteren Dame nach einem freundlichen Gespräch. Wir sind der Welt, unserem Miteinander in Kirche und Gesellschaft schuldig, der Menschlichkeit Weite zu verschaffen; und das kostet nichts, aber es will getan und gelebt werden.