Gemeinsam für Versöhnung und Frieden

Gespräch des Vorstands der Bischofskonferenz mit dem Präsidenten Kolumbiens

Treffen des kolumbianischen Präsidenten mit dem Vorstand der CEC, v. l. n. r.: Präsident Petro, Ebf. Múnera, Ebf. Villa, Bf. Medina (c) Conferencia Episcopal de Colombia
Treffen des kolumbianischen Präsidenten mit dem Vorstand der CEC, v. l. n. r.: Präsident Petro, Ebf. Múnera, Ebf. Villa, Bf. Medina
Datum:
Sa. 8. März 2025
Von:
Weltkirche im Bistum Aachen

Der Vorstand der kolumbianischen Bischofskonferenz (CEC) hat sich am 4. März zu einem anderthalbstündigen Austausch mit dem kolumbianischen Präsidenten Gustavo Petro in dessen Amtssitz Casa de Nariño getroffen. Es war das erste Treffen dieser Art für den neuen Vorstand der CEC seit seiner Wahl im Juli 2024, bestehend aus dem Vorsitzenden Erzbischof Francisco Javier Múnera Correa, dem stellvertretenden Vorsitzenden Erzbischof Gabriel Ángel Villa Vahos und dem Generalsekretär Bischof Germán Medina Acosta.

Im Gespräch wurden zentrale Themen für das Land wie Frieden, Versöhnung, die humanitären Krisen in verschiedenen Regionen und die Rolle der Kirche beim Aufbau eines ethischen Rahmens für Dialogprozesse behandelt.

Monseñor Múnera berichtete, das Treffen habe in einer sehr herzlichen und aufgeschlossenen Atmosphäre stattgefunden. An dem Austausch nahmen auch die frisch ernannte Außenministerin Laura Sarabia und die Leiterin des Präsidialbüros Angie Lizeth Rodríguez teil.

Nach Angaben des Vorsitzenden der CEC und Erzbischofs von Cartagena stand das Treffen vor allem im Zeichen von zwei zentralen Themen: 1. die Verpflichtungen und Anliegen der Kirche bei Versöhnungs- und Friedensprozessen im Land, 2. Schlüsselthemen der Kirche wie der Schutz des Lebens und der Familie, der Religionsunterricht in den Schulen und die Religionsfreiheit. „Wir bringen dem Präsidenten unsere Bereitschaft zum Ausdruck, die Arbeit und den Dienst, den er und seine Regierung leisten, zu unterstützen, aber auch unsere Sorgen und Befürchtungen, die wir vor allem von unseren Mitbischöfen und aus der Arbeit, die wir im ganzen Land leisten, erfahren“, so Erzbischof Múnera. Er betonte, dass die Kirche bislang ein wichtiger Akteur in den Friedensprozessen des Landes gewesen sei und dass sie seit Beginn der Amtszeit von Präsident Gustavo Petro, als das vorherige Vorstand der CEC unter der Leitung von Kardinal Luis José Rueda Aparicio gebeten wurde, die aktuellen Bemühungen um Dialog und Versöhnung zu begleiten, dies auch weiterhin getan habe.

Einer der zentralen Punkte des Treffens war die Situation in Regionen wie der Catatumbo, Chocó, Cauca und anderen vom bewaffneten Konflikt und der Gewalt besonders betroffenen Gebieten. Laut Vorsitzendem der CEC haben die Bischöfe Präsident Petro gegenüber die Dringlichkeit konkreter Maßnahmen zur Linderung des Leidens der Bevölkerung dort zum Ausdruck gebracht. „Wir haben ihm gegenüber betont, wie wichtig es ist, die betroffenen Gemeinden und ihr Leid, ihre Erwartungen und ihre Hoffnungen in den Mittelpunkt zu stellen. Unser Beitrag zu Frieden und Versöhnung im Land geschieht im Namen dieser Gemeinden, denen wir dienen und denen wir zu Dank verpflichtet sind, und auf der Grundlage des Evangeliums“, so Monseñor Múnera.

Darüber hinaus wiesen die Bischöfe auf die Notwendigkeit eines „ethischen Rahmens für den Frieden“ hin, der die Gespräche mit den illegalen bewaffneten Akteuren leiten sollte. „Für uns als Kirche sind Prinzipien wie die Achtung der Menschenrechte und des humanitären Völkerrechts nicht verhandelbar. Wenn dies nicht als Mindeststandard respektiert wird, was hat es dann für einen Sinn, an einem Runden Tisch teilzunehmen“, meinte der CEC-Vorsitzende.

Erzbischof  Múnera betonte, dass neben dem Dialog mit den bewaffneten Gruppen auch der soziale Dialog mit den Gemeinden vor Ort im Vordergrund stehen müsse. „Wir stellen fest, dass es sehr relevante Szenarien gibt, zu denen wir beitragen können, nicht nur zur Unterstützung  humanitärer Maßnahmen, sondern auch, um Perspektiven der Hoffnung zu eröffnen“, sagte er und verwies insbesondere auf die Krise im Catatumbo, wo die Rückkehr der durch die Kämpfe und Bedrohungen vertriebenen Menschen gewährleistet werden muss, sowie auf den Wiederaufbau des sozialen Gefüges.

Neben den akuten friedensrelevanten Themen sprachen die Bischöfe mit Präsident Petro auch andere kirchliche Anliegen wie die Religionsfreiheit und das Recht der Eltern, die religiöse Erziehung ihrer Kinder selbst zu bestimmen, an. „Wir haben die Notwendigkeit eines Dialogs in anderen Bereichen wie der Religionsfreiheit zum Ausdruck gebracht, in denen die katholische Kirche eine bedeutendere Rolle spielen kann, nicht um Privilegien sichern, sondern um die Rechte, die wir als Konfession haben, geltend zu machen“, erklärte Monsignore Múnera.

Aufgrund der Verpflichtungen, die bei der Umweltkonferenz COP16 in Cali 2024 eingegangen wurden, und aus dem Interesse der Kirche, sich aus einer ganzheitlichen ökologischen Perspektive um das Gemeinsame Haus zu kümmern, wurden auch Fragen des Umweltschutzes angesprochen. „Es schmerzt uns zu sehen, dass Regionen wie das kolumbianische Amazonasgebiet, Orinoquía, der Chocó und die südliche Pazifikküste durch illegalen Bergbau, Koka-Anbau und irrationale Ausbeutung zerstört werden“, sagte der Erzbischof von Cartagena.

Monseñor Múnera betonte, dass die Bischöfe die Bemühungen von Präsident Petro um mehr Gleichheit und Gerechtigkeit anerkennen, aber auch zu Gelassenheit und Dialog aufrufen: „Wir bitten darum, dass die notwendigen Reformen in einem Klima größerer Gelassenheit durchgeführt werden. Dies erfordert eine große Anstrengung von allen.“

Der CEC-Vorsitzende bekräftigte auch die Besorgnis der Kirche über die Rekrutierung von Minderjährigen, die Ermordung von sozialen Führungspersonen und Friedensunterzeichnern sowie die Zerstörung der natürlichen Ressourcen. „Unmittelbar vor Beginn der Fastenzeit rufen wir zur Versöhnung mit Gott, mit uns selbst, mit unseren Brüdern und Schwestern und mit unserem Gemeinsamen Haus auf“, schloss Monseñor Múnera sein Resümee des Gesprächs und bekräftigte das Engagement der Kirche für den Aufbau eines gerechteren und friedlicheren Landes.