Fußball, Frauendemo und Novena

Zweiter Bericht von Marie Körver aus ihrem SDFV-Einsatz in Kolumbien

Demonstration am 25. November mit Creamos (c) Marie Körver
Demonstration am 25. November mit Creamos
Datum:
Mi. 26. März 2025
Von:
Carina Delheit

Nun ist die Hälfte meines Dienstes bereits vorbei und es ist viel passiert.
Nach wie vor arbeite ich freitags und samstags in der Asociación Creamos. Zusammen besuchen wir eines der Randviertel von Líbano und machen spielerische sowie bildende Aktivitäten mit den Kindern. Beispielsweise habe ich begonnen, mit ihnen Englisch zu üben. In der Fundación Hogar del Niño bin ich weiterhin in allen vier Bereichen aktiv, vormittags im Kindergarten und nachmittags jeweils in den zwei Wohnheimen (Casa Hogar), der Nachmittagsbetreuung (Externado) oder mit den Kindern der Pflegefamilien (Hogar sustituto). Ich begleite weiterhin viele Aktivitäten der Kinder und Jugendlichen und werde von den Mitarbeiter*innen, so gut es geht, mit einbezogen. Besonders schön finde ich es, wenn wir mit dem Sportlehrer auf den Sportplatz gehen. Dort wird unter anderem immer viel Fußball gespielt, einen Sport den ich hier nochmal besonders lieben gelernt habe. Zudem habe ich bereits ein paar Mal mit den Kindern geturnt und ihnen verschiedene Übungen beigebracht, wovon sie ziemlich begeistert waren.

In den letzten Monaten standen einige besondere Ereignisse an, an die ich mich gerne zurückerinnere. So haben wir am 25. November, dem internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen, mit der Asociación Creamos an einer kleinen Demo hier in Líbano teilgenommen. 
Mit den Pflegemüttern des Hogar del Niño haben wir einen Ausflug nach Manizales gemacht und mit den Kindern des Hogar Substituto ging es für einen Tag nach Ibagué in ein Museum mit anschließendem Kinobesucht. 
In der Casa Hogar standen gleich zwei Aktivitäten an: zum einen eine Wanderung zu einem Restaurant mit Pool, wo wir den ganzen Nachmittag verbracht haben. Zum anderen eine kleine Adventsfeier, um den Dezember einzuleiten. Dort haben wir getanzt und einen Karaoke-Wettbewerb veranstaltet.

Mit dem Dezember begann schließlich die Weihnachtszeit und wir haben fleißig dekoriert. In jedem Haus wurde eine Recycling-Krippe gebastelt, zum Beispiel aus alten Kartons oder Flaschendeckeln. Acht Tage vor Heiligabend haben wir in der Fundación mit den Novenas angefangen - eine Tradition, die mir sehr gefallen hat. Dabei werden jeden Abend bis zum 24.12. Gebete vorgelesen, Lieder gesungen und es gibt einen kleinen Snack. Kurz vor Weihnachten wurde außerdem ein Bingo veranstaltet, um Geld für die Weihnachtsgeschenke zu sammeln. 
Heiligabend habe ich in den Wohngruppen verbracht. Wir haben viel Musik gehört, getanzt und ein paar Spiele gespielt. Natürlich wurde auch das typische Weihnachtsessen Natilla und Buñuelos gegessen. Um Mitternacht gab es dann die Hauptmahlzeit und es wurden Geschenke verteilt. Für mich war es sehr schön mitzuerleben, wie Weihnachten hier gefeiert wird, auch wenn es sich ganz anders angefühlt hat ohne meine Familie und bei weit über 20 Grad. 
Silvester habe ich in Ibagué mit den drei anderen Freiwilligen in der Familie von Freunden verbracht. Sehr interessant fand ich die Tradition, dass hier einige Leute um null Uhr mit Koffer durch die Straßen rennen. Das soll viele neue Reisen im neuen Jahr bringen.

Anfang Januar ging es für uns vier Aachener Freiwillige in Kolumbien für ein paar Tage in die Hauptstadt Bogota und von dort aus nach Ecuador. Dort hatten wir mit weiteren deutschen Freiwilligen ein fünftägiges Zwischenseminar. Ich fand es sehr schön, Zeit mit den weiteren Freiwilligen zu verbringen und zudem das vergangene halbe Jahr zu reflektieren und Erlebnisse auszutauschen. Danach ging es für uns Vier wieder zurück nach Kolumbien und ich konnte meinen Dienst in Líbano mit frischer Energie wieder aufnehmen. 

In den Kindergärten konnte ich dieses Jahr nicht weiterarbeiten, ansonsten blieb erst mal alles beim Alten. Bald möchte ich aber anfangen, im Hogar del Niño Englischkurse zu geben.

Außerhalb der Arbeit habe ich ein paar Bekannte, mit denen ich mich öfters treffe. Häufig gehen wir wandern oder treffen uns im Park. Manchmal ist es etwas schwierig, jemanden zu finden, der Zeit hat, etwas zu unternehmen. Deswegen hoffe ich, dass ich bald noch weitere Kontakte knüpfe. Mit meiner Familie und Freund*innen aus Deutschland bin ich weiterhin oft in Kontakt, worüber ich sehr froh bin. Meine Entsendeorganisation, den Aachener BDKJ, halte ich regelmäßig auf dem Laufenden.

Mein Spanisch hat sich im Vergleich zum Anfang schon deutlich verbessert, sodass ich mich in fast jeder Situation problemlos verständigen kann. Natürlich kann ich mich nicht immer genau ausdrücken, wie ich es möchte, und verstehe auch nicht immer jedes Wort, aber dann wird es mir eben mit anderen Worten nochmal erklärt.

Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit meinem bisherigen freiwilligen sozialen Jahr, auch wenn es immer wieder kleine Höhen und Tiefen gibt. Ich habe unglaublich viele schöne Dinge erleben dürfen und neue Erfahrungen sammeln können, die mich bereits sehr geprägt und meine Sicht auf manche Dinge verändert haben. Mittlerweile habe ich das Gefühl, hier richtig angekommen zu sein, und gehe jeden Tag gerne zur Arbeit. Die Kinder und Jugendlichen lerne ich immer besser kennen und ihre Freude, Energie und Herzlichkeit sind super ansteckend. 
Ich freue mich nun sehr, in die weiteren Monate zu starten und bin gespannt, was noch alles auf mich zukommen wird.

Marie

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