Trotz der Unterzeichnung des Friedensabkommens zwischen der kolumbianischen Regierung und der FARC-Guerilla im November 2016 hält die Gewalt weiter an. Zudem klafft die soziale Schere weiter auseinander als in kaum einem anderen Land Lateinamerikas. Besonders davon betroffen ist die Pazifikküste rund um die Hafenstadt Tumaco. Hier leben mehrere Tausend Großfamilien in dich gedrängten Stelzenhäusern aus Holz direkt über dem Meer. Ihr Alltag ist von Ebbe und Flut, von Müll und Krankheiten, fehlendem Trinkwasser und der ständigen Präsenz verschiedener bewaffneter Akteure geprägt. Die Arbeitslosigkeit liegt bei über 70%, und nur 5% der Bevölkerung haben jemals eine Universität besucht.
Auch die Kinder und Jugendlichen vom CENTRO AFRO kommen aus einfachsten Verhältnissen. Viele von ihnen haben Familienangehörige durch den Krieg verloren. Dennoch resignieren sie nicht, sondern engagieren sich mutig und kreativ für den ersehnten Frieden. In Tanz-, Zirkus-, Musik- und Jugendgruppen arbeiten sie täglich an einem respektvollen Miteinander und gesellschaftlichen Alternativen für eine bessere Zukunft. Aus zivilgesellschaftlichen Aktionen wie Friedensmärschen, Menschenrechtsaktivitäten und kulturellen Events in Tumaco sind sie längst nicht mehr wegzudenken. Es geht also nicht nur um eine gewaltfreie Freizeitgestaltung, sondern um die gemeinsame Konstruktion alternativer, nachhaltiger Lebensmodelle. Dazu gehört auch ein Schulabschluss und im Idealfall sogar der Zugang zur Universität. Derzeit entsteht ein eigenes kleines Stipendienprogramm.
Das CENTRO AFRO ist eine gemeinsame Initiative der Jugend vor Ort und der Comboni-Missionare, in deren Auftrag die deutsche Theologin Ulrike Purrer die Arbeit seit über 10 Jahren zusammen mit einem lokalen Team koordiniert. Da es kein katholisches Kirchengebäude im Viertel gibt, finden hier auch Katechese, Gemeindeversammlungen, Sonntagsgottesdienste, Trauerfeiern und Feste statt. So ist das CENTRO AFRO ein ganz besonderer Ort des friedlichen Miteinanders für die ganze Gemeinde.