Wohnort: Wassenberg
Beruf: Rechtsanwältin und Fachanwältin für Familienrecht
1) Aus welcher persönlichen Motivation heraus haben Sie sich dazu entschieden, unabhängige Ansprechperson im Bistum Aachen zu werden?
Die Missbrauchsdebatte in der katholischen Kirche hat mich sehr betroffen gemacht. Die Schicksale der betroffenen Personen haben mich sehr bewegt. Den Betroffenen ist zum einen durch einzelne Person in kirchlichen Ämtern oder Angestellten der katholischen Kirche durch sexuelle Übergriffe sehr großes Leid zugefügt worden.
Weiterhin haben sich die Verantwortlichen, die den Opfern hätten beistehen müssen, leider in der Vergangenheit oft unangemessen Verhalten und damit das Leid mehrfach noch um ein Vielfaches verstärkt.
Im Rahmen meiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Vorstandsmitglied im SKFM Region Heinsberg e. V. bin ich gefragt worden, ob ich gegebenenfalls als An-sprechperson zur Verfügung stehe.
Aufgrund des Umstandes, dass zwischenzeitlich endlich die Perspektive der Betroffenen in den Mittelpunkt gestellt wird, habe ich mich entschieden, mich auch hier zu engagieren.
Ich möchte mich einbringen, dass den Betroffenen zumindest angemessen begegnet wird, ihnen zugehört wird und somit etwas dieses erfahrenen Leids gemildert werden kann und sich die Institution Kirche auch dazu bekennt, dass sie Menschen hier mehrfach großes Unrecht zugefügt hat.
2) Welche Qualifikationen bringen Sie bereits aus ihrer bisherigen beruflichen Tätigkeit mit, die Ihnen bei der Bewältigung der Aufgaben helfen kann?
Aufgrund meiner beruflichen Tätigkeit als Rechtsanwältin habe ich die Fähig-keit erworben, den Beteiligten zuzuhören und auch auf das zu achten, was die Menschen bewegt.
Als Rechtsanwältin bin ich es gewohnt, mit Menschen auch über unange-nehme und schwierige Themen mit viel Einfühlungsvermögen zu kommunizieren.
Ich denke, diese Fähigkeiten werden mir als Ansprechperson für das Bistum Aachen hilfreich sein.
3) Warum halten Sie die Arbeit für besonders wichtig?
Meiner Meinung nach kommt der Kirche eine besondere Verantwortung zu, dass in ihrem Kontext so etwas nicht passieren darf.
Im Zusammenhang mit dem Missbrauch und dessen unzureichende Aufarbeitung in der Vergangenheit ist dieser Gemeinschaft der Gläubigen in ihrem Fundament erschüttert, da Vertrauen Unglaubwürdigkeit zumindest infrage gestellt sind.
Für mich ist es eine entscheidende Frage der Glaubwürdigkeit der Kirche, wie sie sich nun der Aufarbeitung der Vergangenheit stellt. Es darf künftig nicht mehr geschehen, dass der Schutz einzelner Täter, über dem Schutz der Opfer steht.
Ich habe den Eindruck, dass im Bistum Aachen die Verantwortlichen es mit der Aufklärung der Vergangenheit, der Prävention und dem entschiedenen Handeln in aktuellen Situation wirklich ernst meinen.
Wir als Ansprechperson haben vor allem die Funktion, die Perspektive der Betroffenen so angemessen wie möglich zu vertreten.