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Birgit Hübner

Birgit Hübner - Meine Motivation

Wohnort: Düren
Beruf: selbstständig als Supervisorin (DGSv) und Traumapädagogin (FVTP); Pflegemutter

1) Aus welcher persönlichen Motivation heraus haben Sie sich dazu entschieden, unabhängige Ansprechperson im Bistum Aachen zu werden? 

Seit den 80er Jahren begegnete mir sexualisierte Gewalt als Erfahrung in privaten Gesprächen und auch als berufliches und politisches Thema. Damit kam auch die verstörende Erkenntnis, dass es eben nicht vor allem die Fremden sind, vor denen auch ich als junges Mädchen gewarnt worden war – sondern in der Überzahl Menschen, die ganz in der Nähe sind und von denen Kinder und Jugendliche und alle Menschen Schutz und Wahrung ihrer Persönlichkeitsrechte erwarten dürfen.

Mich bewegen die Lebenserfahrungen und die Lebenswege der Menschen sehr, die sexualisierte Gewalt durch Menschen in kirchlichen Ämtern erlitten haben. Dass Kirchenmitarbeiter über sehr lange Zeit Vertuschung und „Schutz“ der Institution betrieben haben, statt Betroffene zu unterstützen, zu schützen und Täter der staatlichen Justiz zu melden, empört mich.

Ich möchte einen Betrag leisten, Betroffenen zuzuhören, damit sie aussprechen können, was sie erleben mussten und damit ihre leidvollen Erfahrungen endlich wahrgenommen und anerkannt werden.

2) Welche Qualifikationen bringen Sie bereits aus ihrer bisherigen beruflichen Tätigkeit mit, die Ihnen bei der Bewältigung der Aufgaben helfen kann? 

Ausgebildet bin ich in personzentrierter Gesprächsführung, als Supervisorin und als Traumapädagogin und traumazentrierte Fachberaterin. Kinder und Jugendliche habe ich in ihren Entwicklungen, oft auch in schwierigen Phasen begleitet. Seit vielen Jahren arbeite ich mit Menschen in beruflichen und privaten Veränderungsprozessen.

Durch die Ausbildungen und die lange Berufstätigkeit habe ich viel Erfahrung mit Gesprächen über schwierige oder schmerzliche Themen und mit Hinhören - und zugleich auch Erfahrung mit Gesprächen, in denen sich etwas Neues entwickelt.

Auch als Pflegemutter habe ich gelernt, Worte für schmerzliche Realitäten zu finden, Schweigen zu beenden und neue und eigene Wege zu suchen und zu bestärken.

3) Warum halten Sie die Arbeit für besonders wichtig?

Zuallererst ist mir wichtig, die Betroffenen in ihren Anliegen zu unterstützen und ihnen mit Achtung zu begegnen.
Dafür arbeiten wir Ansprechpersonen, und zwar unabhängig und nicht an Weisungen gebunden.

Die Kirche als Institution muss sich ihrer Verantwortung stellen und anerkennen, dass Betroffenen von Teilen ihrer Mitarbeiter großes Unrecht zugefügt wurde; tiefe Verletzung und Vertrauensverlust sind die Folgen. Rückhaltloses Aufklären, Dokumentieren, Zusammenarbeit mit der Justiz, finanzielle Anerkennungsleistungen, Unterstützung bei Therapiekosten, Arbeit an Schutzkonzepten und Prävention, das sind wichtige Schritte.